Stell dir vor, dein Kind feiert das Gemüse und du akzeptierst die Chips! Und außerdem wird die Werbung für Kinderlebensmittel endlich fair im Wettbewerb mit natürlichen Lebensmitteln geregelt. Das wäre großartig, oder!?
Kinderernährung umfasst viele Bereiche und sie geht weit über den Einfluss der Eltern hinaus
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Kinderernährung im Supermarkt
Kinderernährung könnte so einfach sein. Mit frischen Produkten vom Feld und aus dem Stall, ganz natürlich und gesund – vielleicht kennst du das noch von deinen Großeltern oder auch aus deinem Heimatland.
Doch unser Alltag sieht heute meist anders aus: Überquellende Supermärkte, Kinder mit großen Augen und vielen Wünschen und Eltern, die sich fragen: „Was kann ich überhaupt noch bedenkenlos kaufen?“
Betreten wir den Supermarkt doch mal aus der Sicht eines (hungrigen) Kindes, mit etwas Taschengeld in der Tasche! Dann wird schnell klar, dass hier etwas schiefläuft. Und zwar gewaltig.
Ich denke, ich kann hier gern verallgemeinern, dass die meisten Kinder direkt zu den schnellen Backwaren, zu den Süßigkeiten, Chips und zu den Softdrinks gehen würden, oder?
Sollte dein Kind bereits nach gesunden Snacks Ausschau halten, dann hast du meinen vollen Respekt. Schreib mir gern, damit wir von deinen Erfahrungen lernen können. Ich würde mich sehr über einen Austausch freuen.
Kinder und Jugendliche sind im Supermarkt eine äußerst lukrative Zielgruppe und Schrottsky-Ware, ähm Junkfood, lauert überall, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Wozu gibt es überhaupt Junkfood?
Lebensmittel sollen uns Menschen mit Nährstoffen und Energie versorgen, damit wir leben können. Es sind Mittel zum Leben. Okay, das ist klar.
Doch warum bringt die Industrie dann massenhaft Produkte mit minderwertigen Zutaten, wie Zucker, Transfetten und Weißmehl sowie diversen Farb- und Zusatzstoffen, auf den Markt?
Warum werden diese Produkte durch ein milliardenschweres Werbebudget mit emotional aufgeladenen Geschichten beworben, die gerade bei den Heranwachsenden starke Bedürfnisse wecken?
Weil die Lebensmittelindustrie um unser aller Wohl besorgt ist? Haha.
Warum investiert die Lebensmittelindustrie dann nicht ähnlich große Beträge in natürliche und frische Lebensmittel wie Himbeeren, Äpfel oder Brokkoli?
Warum nimmt sie den Stress in den Familien in Kauf, den es regelmäßig im Supermarkt gibt, weil Eltern verzweifelt versuchen, den Einkaufswagen frei von Junkfood zu halten? #quengelware
Könnte es daran liegen, dass Junkfood ordentlich Profit in die Kassen der großen Konzerne spült? Nun ja, wir befinden uns in einer freien Marktwirtschaft und alle Produkte werden im Rahmen rechtlicher Möglichkeiten produziert.
Daher möchte ich mit diesen Fragen nicht näher auf die wirtschaftliche Seite eingehen, sondern die Perspektive anstupsen, mit der wir Lebensmittel betrachten. Darauf liegt mein Fokus.
Stellt euch gemeinsam mit euren Kindern mal die Frage: Wozu gibt es diese und jene Lebensmittel überhaupt? Was bringen sie euch? Sind es LEBENSmittel?
Diese Fragen haben bei mir eine große Veränderung ausgelöst: Mehr dazu erfährst du hier
Lies auch: 10 Punkte, wie du im Alltag den Fokus auf dem gesunden Essen behältst
Zuckerverbote und Eltern-Bashing sind keine Option
Können wir den Kindern vorwerfen, dass sie die verführerischen Süßigkeiten, Softdrinks, Chips und schnelle Backwaren verlockend finden?
Welche Chance haben wir als Eltern, diesen perfiden Strategien des milliardenschweren und hochpsychologischen Marketings der Lebensmittelindustrie zu begegnen?
Egal wie, das Eltern-Bashing ist aus meiner Sicht keine Lösung. Denn es führt zu Verunsicherung und zu einem Wettkampf zwischen den Eltern (und Pädagog*innen und Erzieher*innen), dabei wäre hier ein Zusammenhalt viel zielführender.
Zitat
„Diese Verunsicherung wird tagtäglich verstärkt und auf die Spitze getrieben durch das beliebte ´Eltern–Bashing´, das Einprügeln auf die ohnehin zweifelnden Eltern, ganz gleich ob ´Überbehütung´ und ´Helikoptern´ oder ‚Vernachlässigung der Erziehungspflichten‘ und ‚mangelnder Gehorsam‘ als Anklage herhalten müssen.“
aus fürkinder.org
Ich kann die Begeisterung für Süßwaren, Softdrinks und Fastfood aus Sicht der Kinder und Jugendlichen gut verstehen, denn sie kalkulieren die psychologische Manipulation durch die Werbung in ihrer Entscheidung nicht mit ein. Sie greifen einfach zu. Sie wollen die Dinge haben, die ihnen vorher auf allen Kanälen präsentiert wurden und die in ihrem Umfeld ständig präsent sind. Auch ein gewisser sozialer Druck lässt sich hier nicht ganz von der Hand weisen.
Und mal ehrlich, die Werbung von Junkfood kann schon tiefe Emotionen wecken. Doch die Welt der Kinder sollte möglichst frei von Manipulationen sein, die am Ende ihrer Gesundheit schaden.
Stoppt das Eltern-Bashing in der Kinderernährung
Ein Beispiel für die verschiedenen Meinungen und Ansichten zur Verantwortung der Lebensmittelindustrie zur Fehlernährung. Quelle: foodwatch/Instagram
In den sozialen Netzwerken lese ich in Kommentaren oft, dass schließlich Eltern dafür verantwortlich sind, was Kinder essen und was nicht. Von Eigenverantwortung ist hier die Rede – ich nenne das Eltern-Bashing und finde es absolut nicht zielführend.
Natürlich sind Eltern für die Ernährung ihrer Kinder verantwortlich und vor allem ist es wichtig, dass Eltern auf ihre eigene Ernährung achten, um ihren Kindern ein gutes Vorbild zu sein.
Doch sie können nicht alle Einflüsse, denen ihre Kinder ausgesetzt sind, kontrollieren.
In meinen Überlegungen gehe ich immer davon aus, dass Mütter und Väter das Beste für ihre Kinder wollen. Doch nicht alle Eltern haben das umfangreiche Wissen über Ernährung, was man ihnen nicht vorwerfen kann.
Mein Fazit
„Gesundheits- und Ernährungswissenschaften sind vergleichsweise neue Disziplinen; sie entstanden in den meisten Ländern erst in den 1970er-Jahren als Reaktion auf die wachsende Verbreitung industriell verarbeiteter Lebensmittel und aus dem Bestreben vieler Regierungen heraus, vor falscher Ernährung zu warnen.“
Tim Spector, aus: „Die Wahrheit über unser Essen“
Alle Eltern haben ihre Aufgaben und Herausforderungen im Alltag und nicht alle können Ernährungsexpert*innen werden. Eigentlich sollte es möglich sein, im Supermarkt gemeinsam mit den Kindern bedenkenlos einkaufen zu gehen, ohne die starke Kraft der Werbung im Nacken. Denn, wie schon gesagt:
Wo ist die milliardenschwere Werbung für natürliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Nüsse, Kerne, Vollkornprodukte und hochwertige tierische Produkte?
Außerdem ist es oft eine Frage des Geldes. Ohne das nötige Wissen greifen auch Erwachsene schnell zu den oft günstigeren Industrieprodukten, die häufig frei von lebenswichtigen Nährstoffen sind.
Foto: © depositphotos
Ich möchte klarstellen, dass Eltern-Bashing für mich KEINE Option ist!
Stoppt die Zuckerverbote in der Kinderernährung
Klingt erst mal falsch, oder? Konkret meine ich damit die Verbote im kleinen Rahmen. Kinder, denen Süßigkeiten permanent verboten werden, suchen sich andere Wege, diese zu bekommen. Durch Verbote wird der Süßkram doch erst so richtig verlockend!
Spätestens, wenn Kinder dann mit eigenem Taschengeld unterwegs sind, hat das verlockende Junkfood leichtes Spiel mit ihnen.
Zitat
Es braucht endlich ein Gesetz, welches das Kindermarketing für Lebensmittel reguliert.
Maren Bucec / Ernährung-Einfach-Machen
Kinder sollten beim Heranwachsen das Recht haben, die verlockenden Produkte zu probieren und dabei den maßvollen und kritischen Umgang damit lernen. Dies ist die beste Chance, dass sie später bewusste Entscheidungen treffen und nicht zu gedankenlosen Junkfood-Konsument*innen werden.
Zitat
Am liebsten wäre es mir natürlich, Eltern bräuchten gar keine Strategien, wie sie ihre Kinder am besten auf die perfiden Tricks der Lebensmittelindustrie vorbereiten.
Maren Bucec / Ernährung-Einfach-Machen
Damit unterscheide ich Zuckerverbote auch klar von dem gesunden Vorleben eines moderaten Zuckerkonsums durch die Eltern, über das ich hier schon viel geschrieben habe. Denn manchmal gehört Zucker einfach dazu. Wer dann noch auf Rezepte mit einem maßvollen Zuckergehalt achtet, hat schon gewonnen.
Lies dazu auch:
Entspannt mit Zucker: 7 Lösungen für dein Kind
9 familientaugliche Tipps für einen niedrigen Blutzucker
Foto: © depositphotos
Manchmal muss es einfach süß sein. Daher ist ein maßvoller Genuss von Zucker auch für Kinder ein gutes Vorbild.
Was nun? Was können wir trotzdem tun? Eine ganze Menge, finde ich. Allerdings ohne Verbote und Verzicht, ohne Belohnung oder Erpressung.
Zitat
„Ich stehe für einen anderen Ansatz: Kinder sollten wissen, woher sie ihre Superkräfte bekommen, und eine echte Begeisterung für natürliche Lebensmittel erleben. Am besten durch die Eltern.
Ganz nach dem Motto unseres Nährstoffis Deee.
Ein wenig Schrottsky hier und da, ist kein Problem, das ist ja klar! Doch bitte, bitte, nie vergessen, genug Nährstoffe zu essen!
Maren Bucec / Ernährung.Einfach.Machen
Kinder an die Macht – es ist ihre Ernährung
Nimm dein Kind ernst in seinem Verlangen nach Süßem, denn es liegt damit intuitiv erst mal richtig!
Warum Kinder Süßes, Fettiges und Salziges so sehr lieben
Denken wir mal an unsere Vorfahren, die noch ganz ohne Supermarkt auskommen mussten. Bei den Jägern und Sammlern war das Wissen über die mögliche Nahrung überlebenswichtig und es ist bis heute tief in uns verankert.
Nicht ohne Grund ist bereits die Muttermilch süß. Für die meisten Kinder ist sie ein erstes und prägendes Geschmackserlebnis, welches ihr Überleben sichert. Auch Salziges signalisiert uns überlebenswichtige Lebensmittel, genauso wie Fettiges, denn Fett liefert schnelle Energie.
Mein Fazit
Süßes, Fettiges und Salziges signalisieren uns Energie und Sicherheit. Diese intuitiv richtigen Bedürfnisse nach schneller Energie bedient die Lebensmittelindustrie auch mit ihrem Junkfood und beschert uns damit regelmäßig eine Zuckerkurve. Wen wundert es dann noch, dass es auch vielen Erwachsenen so schwerfällt, die Finger davon zu lassen. Doch ist das fair? Ich sage NEIN.
Maren Bucec / Die Nährstoffgeschichte