Eltern gegen Junkfood-Werbung: Ist sie zu stark, oder bist du zu schwach?

von | Elternschaft, Gesunde Lebensweise und Gewohnheiten

Lesedauer 7 Minuten

Gehörst du auch zu denen, die es nicht schaffen, sich ZUCKERFREI zu ernähren und dies auch bei ihren Kindern nicht durchsetzen können? Fehlt dir manchmal die Kraft im täglichen Kampf um Süßigkeiten und Junkfood? 

Dann haben wir etwas gemeinsam! Mir gelingt es ebenfalls nicht. Und wenn ich mal ganz ehrlich bin, ich habe es noch nicht mal versucht, uns zuckerfrei zu ernähren. Auch ich hatte in meinem Alltag nicht die Kraft, den täglichen Kampf gegen die Junkfood- Werbung anzutreten, darum bin ich einen anderen Weg gegangen. Mehr über meinen Weg liest du hier.

Mir platzt der Kragen, wenn ich mir diese Misere auf der Zunge zergehen lasse: Eltern wollen ihre Kinder gesund ernähren und stehen dabei einem mächtigen Giganten gegenüber – dem Marketing der Lebensmittelindustrie.

Mehr als eine Milliarde Euro hat die Industrie 2021 allein für das Marketing für Süßwaren ausgegeben! (1) Unglaublich. Was man mit dem Geld alles machen könnte! Ferrero, Nestlé und Co – ich hätte da einige Ideen!

Ich frage mich oft: Was für ein Mensch muss man sein, wenn man morgens aufsteht und der Sinn des Tages darin besteht, Junkfood für Kinder und Jugendliche zu kreieren oder zu vermarkten. Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen!

Maren Bucec I Ernährung. Einfach. Machen.

Dann denke ich an quengelnde Kinder im Supermarkt. Eltern werden kritisch beäugt. Ihnen wird unterstellt, dass sie ihren Nachwuchs nicht „im Griff“ haben. Trotzphase eben. Die gestresste Mutter oder der genervte Vater, die bestimmt schon einen vollen Arbeitstag gerockt und das Kind schnell aus dem Kindergarten oder der Schule abgeholt haben, wollten doch nur mal schnell was einkaufen gehen.

Mutter diskutiert mit Mädchen über Süßigkeiten im Supermarkt

Eltern müssen im Supermarkt oft mit Kindern wegen Süßigkeiten diskutieren.

Alle haben Hunger und sind müde – und alle müssen an den bunt bestückten Regalen vorbei. Chips, Süßigkeiten und Softdrinks versprechen schnelle Lösungen und Energie!

Durch das geschickte Kindermarketing werden diese Produkte für Kinder besonders attraktiv gemacht. Hast du schon mal ähnliche Werbung für Obst und Gemüse gesehen? Die kommen doch dagegen eher langweilig daher – und die Eltern mit solchen Vorschlägen erst recht.

Ob es wohl daran liegt, dass sich mit Chips, Süßigkeiten und Softdrinks mehr Profit erwirtschaften lässt? Und zwar mit ziemlichem Erfolg, denn Kinder essen in Deutschland doppelt so viel Süßwaren, aber nicht halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen.

Junkfood-Werbung greift hoch emotional und zielsicher an

Doch zurück in den Supermarkt: Kinder wollen Süßigkeiten, Chips und Softdrinks haben! Der Preis ist niedrig – die Verlockung groß. Kaufen oder Stress mit dem Kind? Das ist die Wahl, welche die Eltern oft haben. Klar, rein theoretisch sollten die Eltern konsequent bleiben … bla, bla, bla – wir wissen alle, der Alltag sieht oft anders aus, denn Eltern sind auch nur Menschen.

Die Konzerne beeinflussen mit ihren Milliarden ihre Zielgruppe, das sind unsere Kinder und Jugendlichen, quasi überall. Ob im Fernsehen, in Zeitschriften, im Supermarkt, auf Spielzeug, bei Sport-und Freizeitveranstaltungen – oder im Internet: Junkfood-Marketing lullt Kinder und Jugendliche mit oscarreifen Geschichten ein. Diese sind hochemotional und greifen, psychologisch ausgefeilt, zielgenau bei den Bedürfnissen und Themen der Kinder und Jugendlichen an.

 Ich persönlich finde das ekelhaft, offiziell heißt das wohl Marktwirtschaft.

Dabei sind sie auch noch sehr erfolgreich. Denn es ist inzwischen bewiesen, dass diese Werbung einen erheblichen Einfluss auf die Vorlieben und vor allem auf die Mengen an Junkfood hat, die die Heranwachsenden zu sich nehmen. (2)

Zuckerfrei? Zuckerchallenge? Pustekuchen!

Klasse Rezepte, hochkreative Social-Media-Accounts und unzählige Bücher sagen inzwischen dem Zucker und dem Junkfood den Kampf an. Super, dass die Zuckerfrei-Gegenwelle anrollt.

Eltern stellen sich dem täglichen Konflikt mit ihrem Nachwuchs und sehen die Verantwortung allein bei sich. Das ist schön bequem für die Industrie. 

Doch dabei ist das Maß an Zucker in der Ernährung längst zu einem neuen Wert in der Gesellschaft geworden. Eltern, die Junkfood „erlauben“, werden schnell kritisch beäugt und abschätzig bewertet, Kinder fühlen sich „schlecht“, wenn sie etwas naschen. Wo soll das hinführen?

Warum setzt sich eine ganze Gesellschaft unter Druck und riskiert ihre Gesundheit, nur damit ein paar große Konzerne noch mehr Profit machen?

Der Druck muss raus – und eine Eingrenzung der an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung her. So, wie es auch die Verbraucherorganisation foodwatch seit Jahren fordert.

Mädchen genießt Chips, Cola und Pommes

Jugendlichen Junkfood zu verbieten, ist keine Option. Aufklärung und eine gesunde Basis schon eher.

Taschengeld ist ein lohnendes Geschäft

Taschengeld gibt den Kindern ein Stück mehr Freiheit beim Einkaufen. Nun können sie „selbst“ entscheiden! Alles, was vorher vielleicht aus guten Gründen verboten und verpönt war, liegt nun zum Greifen nah! Eltern haben keine Kontrolle mehr und viele der Junkfood-Produkte bewegen sich in einem unteren Preisniveau – eben taschengeldfreundlich! Hier ist Aufklärung wichtig! Und genau aus diesem Grund habe ich die Nährstoffgeschichte entwickelt.

2 Milliarden Euro Taschengeld! 

Die Marketing-Profis wissen, dass der ‚Quengelfaktor‘ zieht und genau deswegen ist das Geld für die Lizenzen der Figuren aus Sicht der Lebensmittelindustrie gut investiert. Tobsuchtanfälle und Familienstreit werden ganz gezielt provoziert, um mehr und mehr Süßigkeiten zu verkaufen. Und wenn die Eltern ‚hart‘ bleiben? Dann wird eben das Taschengeld in Spongebob-Limonade umgesetzt. Kinder in Deutschland im Alter von 4 bis 13 Jahren verfügen zusammengenommen jährlich über ein Taschengeld von knapp 2 Milliarden Euro!“

foodwatch

Mädchen mit Schulranzen allein im Supermarkt

Kinder sind mit ihrem Taschengeld eine sehr lukrative Zielgruppe für die Industrie. Eltern sollten ihre Kinder darauf vorbereiten.

„Wenn Sie (…) den Kampf um gesunde Ernährung bei Ihren Kindern gewinnen, verdient das Anerkennung. Aber es kostet viel Kraft (…). Auch ich bin Mutter von zwei Kindern und ärgere mich immer wieder: Wieso darf die Lebensmittelindustrie unsere Bemühungen mit ihren raffinierten Marketing-Tricks andauernd torpedieren? Warum müssen wir ständig gegen die Verlockungen der Junkfood-Industrie ankämpfen?“

Luise Molling, Foodwatch

Übergewicht und Typ-2-Diabetes als Folge der Werbe-Millionen

Es ist nicht mehr zu übersehen! Die Zahl der übergewichtigen Kinder steigt und die Werbe-Milliarden der Junkfood-Lebensmittelindustrie haben daran ihren Anteil. (1) Wie es wohl den Verantwortlichen damit geht, frage ich mich oft. Haben sie keine Kinder?

Ich finde es absolut unfair, dass Kinder und Jugendliche dermaßen beeinflusst werden und am Ende die Leidtragenden sind – oft ein Leben lang. Das ist übrigens meine Motivation für das gesamte Projekt der Nährstoffgeschichte.

Denn die Folgen sind inzwischen auch bei Erwachsenen immer wieder zu sehen. Das Übergewicht hält sich hartnäckig und Gewohnheiten lassen sich nur schwer verändern. Denn die Entscheidungskraft für Veränderungen wird durch diese Art der Ernährung stark beeinträchtigt. Nachzulesen ist dies ausführlich in dem Buch: Das erschöpfte Gehirn.

Dieser Teufelskreis bringt viel Leid und ist genauso schädlich wie das Rauchen

Dazu ein paar Fakten:

  • Rund ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland gilt als stark übergewichtig (adipös). (3) Übergewicht gilt als eines der Ursachen für Herzkreislauferkrankungen, Gelenkschmerzen und Diabetes Typ 2
  • Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen gelten als übergewichtig und bereits sechs Prozent sogar als stark übergewichtig (adipös). (4)
  • Etwa zehn Millionen Menschen in Deutschland sind an Typ-2-Diabetes erkrankt, wobei die Zahl der Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland durchschnittlich ansteigt.
  • Jährlich erkranken im Durchschnitt 200 Kinder und Jugendliche neu an Diabetes Typ 2. Jungen zeigen im Beobachtungszeitraum eine stärkere Zunahme der Inzidenz. (5)
  • Fehlernährung tötet etwa genauso viele Menschen wie das Rauchen. (6)

„Fachleute aus Medizin und Wissenschaft sehen das übrigens genauso: Werbung für Ungesundes fördert Übergewicht und macht Kinder krank – mit langfristigen Folgen. Deshalb fordern medizinische Fachorganisationen, Krankenkassen und Ärzteverbände bis hin zur Weltgesundheitsorganisation schon seit Jahren ein Gesetz gegen Junkfood-Marketing.“

Luise Molling, Foodwatch

FAZIT

 

Eltern prägen die Ernährungsgewohnheiten ihrer Kinder und sind damit ein wichtiges Vorbild. Und ein paar Süßigkeiten hier und da, sind auch kein Problem, sofern der Großteil der Ernährung aus natürlichem und nährstoffreichem Essen besteht. Kinderernährung könnte also so einfach sein.

 

Wäre da nicht die große Macht der Konzerne, die es ganz gezielt auf den Nachwuchs abgesehen haben, um ordentlich Profit zu machen. Das ist ein ungleicher Kampf, und dabei geht es nicht ums Geld, sondern um die Gesundheit unserer Kinder.

 

Wo bleibt dabei die Augenhöhe? Wer schützt die Kinder vor Krankheiten, falschen Essgewohnheiten und Übergewicht? Wo ist die Werbe-Milliarde für natürliche und nährstoffreiche Lebensmittel?

 

Zahlreiche Organisationen, Ärzt*innen und Expert*innen fordern daher die Abschaffung hochmanipulativer Werbung für Junkfood und Kinderlebensmittel. Allen voran die Verbraucherorganisation foodwatch.

Junge spielt ein Videospiel auf der Couch und isst nebenbei Fastfood.

Darum schließe ich mich klar an und fordere ebenfalls ein Gesetz gegen Junkfood-Werbung!

Was ist das Ziel der Nährstoffgeschichte?

Als Team der Nährstoffgeschichte haben wir die Vision, Kinder für die gemüsialen Superkräfte der Nährstoffe zu begeistern.

Kinder werden mit der Nährstoffgeschichte …

  • … entdecken, in welchem Essen und Trinken die Superkräfte stecken. 
  • … die Nährstoffis kennenlernen – das sind die wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe – und wofür unser Körper sie braucht.
  • … den Unterschied natürlicher und industriell gefertigter Lebensmittel kennenlernen und herausfinden, wie sie diese unterscheiden.
  • … lernen, sich bewusst für oder gegen industriell verarbeitete Lebensmittel entscheiden – auch im Supermarkt.
  • … meist erst dann naschen, wenn sie vorher genug Nährstoffe gegessen haben.
  • … erfahren, wie gut gesundes Essen schmeckt.

Maren Bucec ist die Initiatorin der Nährstoffgeschichte. Während ihrer Ausbildung zum Ernährungscoach kam ihr die Idee. Sie war fasziniert davon, was Nährstoffe alles bewirken können. Wenn schon Kinder wüssten, dass sie durch das Essen von Nährstoffen selbst Superkräfte bekommen, hätten sie bestimmt viel mehr Lust auf gesundes Essen, dachte sie. Das war der Urknall für die Nährstoffgeschichte.