Die 3 Säulen der Kinderernährung: Politik, Vorbild und Selbstbestimmung

von | Gesunde Kinderernährung

Lesedauer 6 Minuten

Du bist nicht allein mit deinen Sorgen um die „richtige“ Ernährung deiner Kinder. Im Gegenteil: Die Ernährung ist eines der wichtigsten Themen, das uns Eltern beschäftigt. Denn wir wissen, dass sie für die körperliche und geistige Entwicklung unserer Kinder entscheidend ist. 

Leider gibt es viele Hindernisse auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung. Politische (Nicht)Entscheidungen, das Fehlen von Vorbildern und Kinder, die nicht gelernt haben, kritisch und selbstbestimmt zu essen und einzukaufen, können alle zu einer ungesunden Ernährung beitragen.

Halten wir fest, dass Kinder und Jugendliche für die Lebensmittelindustrie eine besonders lukrative Zielgruppe sind. Und, dass Eltern den Auswirkungen eines millionenschweren Marketing-Etats nicht allein entgegenwirken können.

Ist es die Aufgabe der Politik, hier einzugreifen. Zuckerverbot und Eltern-Bashing sollten jedenfalls nicht das Mittel der Wahl sein!

Fakten zum Kindermarketing und seinen Folgen

  • Ungesunde Ernährung ist eine der Hauptursachen für Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen.
  • Junge Menschen essen mehr als doppelt so viel Süßigkeiten und nicht mal halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen.
  • Die Junkfood-Industrie entwickelt immer wieder hochemotionale und aggressive Marketingstrategien, um vor allem bei junge Menschen starke Bedürfnisse für überzuckerte und fettige Lebensmittel zu wecken.
  • Eine Milliarde Euro hat 2021 NUR die Süßwarenindustrie für Werbung ausgegeben – so viel wie noch nie!
  • Jedes Kind zwischen drei und 13 Jahren sieht pro Tag im Schnitt 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel.
  • 92 Prozent der gesamten Werbung, die Kinder wahrnehmen, vermarktet Fastfood, Snacks oder Süßigkeiten.

Forderung zum Schutz der Kinder und ihrer Ernährung

Ich schließe mich der Forderung unzähliger Fachleute aus Medizin und Wissenschaft an.

“Es braucht endlich ein Gesetz, welches das Kindermarketing reguliert.”

Maren Bucec / Ernährung-Einfach-Machen

Am „Kinder-Überzuckerungstag“ (12. August 2022) haben Kinder und Jugendliche in Deutschland rechnerisch bereits so viel Zucker konsumiert, wie eigentlich für ein ganzes Jahr nach Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erlaubt wäre.

foodwatch hat am „Kinder-Überzuckerungstag“ Bundesernährungsminister Cem Özdemir aufgefordert, Kinder vor Junkfood-Werbung zu schützen.

„Die Lebensmittelindustrie wirbt mit beliebten Social-Media-Influencer*innen, Comic-Figuren und TV-Spots vor allem für ungesunde Zucker- und Fettbomben.

Die Folge: Kinder und Jugendliche essen zu viele Süßigkeiten und Snacks und zu wenig Obst und Gemüse. Mit einer Protestaktion vor dem Bundesernährungsministerium in Berlin forderten foodwatch-Aktivist*innen ein Gesetz, das an Kinder gerichtete Werbung nur noch für ausgewogene Lebensmittel erlaubt.

Werbung für ungesunde Lebensmittel solle in TV und Internet grundsätzlich nur noch zwischen 23 und 6 Uhr gesendet werden dürfen.“

Foodwatch zum Kinder-Überzuckerungstag

Ein Gesetz zur Regulierung des an Kinder gerichteten Marketings für Lebensmittel fordern unter anderem diese Institutionen:

  • medizinische Fachorganisationen
  • Krankenkassen und Ärzteverbände
  • Weltgesundheitsorganisation (WHO)
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ)
  • Verbraucherorganisation foodwatch
  • Deutsche Allianz für Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)

Man kann sich also vorstellen, wie groß die Lobby der Lebensmittelindustrie sein muss, um sich gegen diese vielen, großen und wichtigen Institutionen durchzusetzen.

Die zentralen Forderungen für eine Regulierung der Werbung von Süßwaren und Junkfood an Kinder lauten:

  • Werbepause für ungesunde Lebensmittel zwischen 6 und 23 Uhr im TV, Internet und Radio
  • Verbot von Comicfiguren oder Spielzeugbeigaben für die Vermarktung ungesunder* Lebensmittel

*Die Einschätzung, ob Lebensmittel gesund oder ungesund ist, kann anhand der zu diesem Zweck entwickelten Nährwertprofile der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfolgen – obwohl diese auch den Nutri-Score empfiehlt, der viele Spielräume bietet. Mein Lesetipp: Bietet der Nutri-Score eine Lösung?

“Mit millionenschweren Werbe-Etats vermarktet die Lebensmittelindustrie vor allem ungesunde Produkte, denn die bringen am meisten Profit.”

Luise Molling, Campaignerin

2. Die Vorbildfunktion als Gewinn für die ganze Familie

Als Eltern ist es unsere Aufgabe, unsere Kinder durchs Leben zu begleiten und ihnen beizubringen, gesunde Entscheidungen zu treffen. Dies bezieht sich nicht nur auf das, was sie tun, sondern auch auf das, was sie essen. Wenn wir unseren Kindern beibringen, gesund zu essen, sorgen wir nicht nur für ihr aktuelles Wohlergehen, sondern auch für ihr zukünftiges.

Eine gesunde Ernährung ist jedoch nicht nur für Kinder wichtig, sondern auch für Eltern. Wenn wir unseren Kindern ein Vorbild in Sachen gesunde Ernährung sind, profitieren wir also auch selbst davon. Und wir zeigen den Kindern, dass es möglich ist, sich gesund zu ernähren und das Essen „trotzdem“ – ich würde sogar sagen: gerade deswegen – lecker schmeckt.

Darum: Fang bei dir selbst an … bevor du zu sehr auf den Teller deines Kindes schielst. Ich weiß, es ist eine sehr unpopuläre Empfehlung, und niemand wird gern auf seine eigenen ungünstigen Gewohnheiten hingewiesen. Ich auch nicht.

Doch ich möchte dich dazu ermutigen, es als Chance und Motivation zu betrachten. Auch für dich geht es nicht um Verbote, sondern um das richtige Maß an natürlichen und hochverarbeiteten Lebensmitteln.

Denn wenn deine Kinder dich dabei erleben, wie du genüsslich natürliche Lebensmittel zubereitest und isst, werden sie das als Basis ihrer eigenen Gewohnheiten entwickeln (aber – keine Illusionen! – bestimmt trotzdem weiter naschen wollen).

Doch der Fokus ändert sich, wenn auch langsam. Statt dem Zucker durch „Zuckerverbote“ immer wieder die Aufmerksamkeit zu geben, lohnt es sich, den Fokus auf natürliche und nährstoffreiche Lebensmittel zu lenken.

Mir hat es außerdem sehr geholfen, mich mit der starken Kraft der Werbung für industriell hergestellte Lebensmittel zu beschäftigen. Dadurch haben sich hochverarbeitete Lebensmittel für mich „entzaubert“ und aus einem Verzicht wurde für mich ein: „Das will ich nicht (so oft) essen!“

“Nutze deine Vorbildfunktion, um dich selbst mehr für gesundes Essen zu begeistern. Es ist eine Win-win-Situation für die gesamte Familie.”

Maren Bucec / Ernährung. Einfach. Machen

3. Die Eigenverantwortung als wichtige Kompetenz der Kinder

Mit der Einführung von Supermärkten in den 1960er-Jahren wurde das Einkaufen für die meisten Menschen einfacher und bequemer. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch eine neue Kompetenz entstanden, die erlernt werden muss, wenn man im Supermarkt einkaufen möchte: die Eigenverantwortung.

Dies ist besonders wichtig für Kinder, die lernen müssen, wie man sich im Supermarkt verhält und was man beachten muss, bevor man etwas kauft.

Es lohnt sich, früh damit zu starten, denn vor allem, wenn die Kinder ein jugendliches Alter erreichen, wird es immer schwieriger, Einfluss auf die gesunde Ernährung zu nehmen.

Jugendliche wollen den Trends folgen, die meist auch in ihrem Freundeskreis ein wichtiges Thema sind. Diese Trends werden meist durch Junkfluencer*innen und die Werbung der Lebensmittelindustrie beeinflusst.

Lies auch: Wie du die Eigenverantwortung deines Kindes in der Ernährung stärkst 

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Kind beim Einkaufen im Supermarkt, zusammen mit Vater und Mutter

Gemeinsam bewusst Einkaufen stärkt dein Kind.

Mit den folgenden 10 Punkten möchte ich dir dabei helfen, dein Kind bei der Entwicklung dieser wichtigen Kompetenzen zu unterstützen.

10 Punkte, die du beim Einkaufen mit deinem Kind thematisieren kannst

Fragt euch gemeinsam

    1. Wo kommt das Essen her?
    2. Aus der Natur oder aus der Fabrik?

Macht es euch zur Gewohnheit

    1. Schaut auf die Rückseite der Verpackungen!
    2. Was ist da drin?
    3. Wollen wir das wirklich essen?

Geht gemeinsam einkaufen

    1. Beziehe dein Kind früh in die Entscheidungen ein.
    2. Lass es eigene Entscheidungen treffen und eigene Erfahrungen sammeln.

Behalte deine eigenen Gewohnheiten in Blick

    1. Bleib entspannt und gelassen, wenn dein Kind die verschiedenen Lebensmittel entdeckt – auch die ungesunden.
    2. Konzentriere dich auf deine eigene nährstoffreiche Ernährung.
    3. Lebe deinem Kind täglich gesunde Essgewohnheiten vor.

    Wenn dein Kind dann allein einkaufen geht und selbst entscheidet, wofür es sein Taschengeld im Supermarkt ausgibt, werden ihm diese Aspekte im Kopf bleiben.

     

    Lies dazu: Wie du die Eigenverantwortung der Kinder in der Ernährung stärkst

    FAZIT

    Auf diese Weise brauchst du deinen jugendlichen Kindern Chips und Softdrinks nicht zu „vermiesen“, weil du stattdessen für eine gesunde und satt machende „Grundversorgung zu Hause“ sorgst und ihnen die Unterschiede natürlicher und hochverarbeiteter Lebensmittel bewusst sind.

    Was ist das Ziel der Nährstoffgeschichte?

    Als Team der Nährstoffgeschichte haben wir die Vision, Kinder für die gemüsialen Superkräfte der Nährstoffe zu begeistern.

    Kinder werden mit der Nährstoffgeschichte …

    • … entdecken, in welchem Essen und Trinken die Superkräfte stecken. 
    • … die Nährstoffis kennenlernen – das sind die wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe – und wofür unser Körper sie braucht.
    • … den Unterschied natürlicher und industriell gefertigter Lebensmittel kennenlernen und herausfinden, wie sie diese unterscheiden.
    • … lernen, sich bewusst für oder gegen industriell verarbeitete Lebensmittel entscheiden – auch im Supermarkt.
    • … meist erst dann naschen, wenn sie vorher genug Nährstoffe gegessen haben.
    • … erfahren, wie gut gesundes Essen schmeckt.

    Maren Bucec ist die Initiatorin der Nährstoffgeschichte. Während ihrer Ausbildung zum Ernährungscoach kam ihr die Idee. Sie war fasziniert davon, was Nährstoffe alles bewirken können. Wenn schon Kinder wüssten, dass sie durch das Essen von Nährstoffen selbst Superkräfte bekommen, hätten sie bestimmt viel mehr Lust auf gesundes Essen, dachte sie. Das war der Urknall für die Nährstoffgeschichte.