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Die Macht von Zucker, Fett und Salz über unsere Sinne
Nun reden wir mal Tacheles: Was ist dein liebstes Junkfood? Bei welchem Produkt kommt dir ein: „Hmm, ist das lecker! Ich liebe das. Da könnte ich mich reinlegen!“ über die Lippen?
Ich bin ehrlich: Bei mir sind es „After Eight“ und Obazda.
Dennoch, mein innerer Dialog (auch zu mir selbst) endet inzwischen so: „Kein Wunder, es besteht ja auch fast nur aus Fett, Zucker und Salz, die ‚Fachleute‘ extra so zusammengemischt haben, damit du das unwiderstehlich findest. Eigentlich ist es Schrott, denn es bringt dir keine Vitamine oder Mineralstoffe.“
Natürlich behalte ich das für mich, denn ich möchte niemandem seinen Genuss verderben oder ein schlechtes Gewissen kreieren (auch mir selbst nicht).
Ich suche lieber dann das Gespräch, wenn es gerade gut passt.
Schauen wir uns in diesem Blogartikel doch mal an, wie uns hochverarbeitete Lebensmittel verführen, obwohl Echtes Essen die besseren Argumente hat.
Seit wann gibt es Junkfood?
Die zucker- und fetthaltigen Lebensmittel haben gerade in den USA eine lange „Tradition“, welche Ende des 19 Jahrhunderts ihre Anfänge verzeichnet.
Der Begriff Junk-Food wurde erstmalig 1951 erwähnt, doch erst der amerikanischen Ernährungswissenschaftler Michael F. Jacobson definierte 1972 diese Wortkreation. Er erklärte, dass mit Junk-Food all die Lebensmittel bezeichnet werden, die hauptsächlich industriell hochverarbeitet sind. Sie enthalten wenige Nährstoffe, wie Vitamine und Mineralstoffe, dafür aber viele Kalorien aus Zucker, Fett und Weißmehl. Außerdem enthalten sie Zusatzstoffe, Farbstoffe und chemische Konservierungsmittel.
Michael F. Jacobson setzte sich schon Ende des 20 Jahrhunderts für eine durchgängige, gut lesbare und wirklich informative Lebensmittelkennzeichnung ein und forderte klare Warnhinweise. Er prägte auch den Begriff der „leere Kalorien“, mit denen wir noch heute die Art von Kalorien bezeichnen, die dem Körper zwar Energie, aber keine Nährstoffe, wie Vitamine und Mineralstoffe geben. Mit seiner großen Zahl ernährungswissenschaftlicher Bücher, war er schon damals ein Pionier, der sich für die gesunde Ernährung und den Schutz der Verbraucher einsetzte.
In den 80er-Jahren wurde Junk-Food dann so richtig „salonfähig“. Damals fing es an, dass Junkfood überall verfügbar ist.
Foto: © depositphotos
„Fettes“ Marketing unterstützt den Trend zum Snacken.
Wusstest du das? Snacken ist eine Erfindung der Industrie. (1) Menschen überfressen sich durch das Snacken und das hat fatale Folgen:
Wir werden nicht mehr satt und das kann zu Übergewicht und Krankheiten führen. Denn Snacks bestehen hauptsächlich aus Zucker, Fett und Salz; die sättigenden Ballaststoffe und das hochwertige Protein fehlen meistens.
Übergewicht und das profitable Geschäft
Deutschland ist laut einer Studie Vorreiter in Sachen Übergewicht in ganz Europa. Es betrifft rund 70% der Männer und 50% der Frauen. Doch der Ursprung dieser Völlerei und Fettleibigkeit ist in den USA zu finden.
„Seit ich gesehen habe, was sich in den USA abspielt, begreife ich in aller Deutlichkeit, welchen Weg Europa eingeschlagen hat.“
Dr. Leddi Woods
Die Gründe für das starke Übergewicht sind quasi überall auf der Welt gleich, und der Schwarze Peter geht eindeutig an die Lebensmittelindustrie.
Für sie ist es ein sehr profitables Geschäft, welches sie dazu motiviert, immer mehr Junkfoodprodukte zu produzieren. Dabei sind die westlichen Märkte inzwischen bereits überschwemmt und darum macht sich die Lebensmittelindustrie nun auf, die Entwicklungsländer zu erobern: Die Völlerei findet kein Ende.
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen
In den letzten Jahrzehnten ist das Problem des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen zu einer weltweiten Epidemie geworden.
Unsere Kinder werden immer dicker und die Gesundheitsrisiken, die mit diesem Trend einhergehen, sind alarmierend.
Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, werden unsere Kinder ebenfalls eine Generation sein, die eine geringere Lebenserwartung hat. Denn eine im November 2022 veröffentlichte Studie von Fachleuten der University of São Paulo in Brasilien zeigt es deutlich:
Bereits heute wirken sich ultra-hochverarbeitete Lebensmittel negativ auf unsere Lebenserwartung aus, denn sie bringen das Risiko eines vorzeitigen Todes mit sich.
Doch das muss nicht sein: Denn unser Körper ist rein biologisch so ausgerichtet, dass unser Gewicht stabil bleibt.(1) Unter „normalen“ Umständen findet er immer eine Balance.
Foto: © depositphotos
Definitiv kein Essen für kleine Kinder: Fast Food.
In Europa hat sich innerhalb von 30 Jahren die Anzahl der Übergewichtigen verdreifacht. Tendenz steigend – und zwar in einem alarmierenden Tempo! Besonders bei Kindern. (1)
Ist dir bewusst, wie sehr sich unser Essen und unsere Essgewohnheiten verändert haben?
- Seit den 70er- und 80er-Jahren ist Essen immer und überall verfügbar.
- Die Portionen werden immer größer.
- Die Zutaten immer billiger.
- Überall snacken, ist preisgünstig möglich.
Fast-Food-Ketten, Schnellimbisse und Snacks überschwemmen uns.
Warum gibt es Junkfood?
Jeder kennt Junkfood: Es ist überall verfügbar, und es ist schwer, es zu vermeiden, vor allem, wenn du ein Kind hast. Aber was ist Junkfood eigentlich und warum ist es so verlockend?
Junkfood ist eine Bezeichnung für Lebensmittel, die keine oder nur sehr wenige Nährstoffe enthalten. Dazu gehören Fertiggerichte, süße Getränke, Chips, Kekse und andere süße oder fettige Snacks. Es ist vollgepackt mit Zucker, Fett und Salz und weil Vitamine und Mineralstoffe als Nährstoffe fehlen, spricht man von „leeren Kalorien“. Sie verschaffen uns einen kurzen Energieschub, der schnell wieder verfliegt.
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Verlockend, aber warum eigentlich?
Junkfood ist oft billig und einfach zu bekommen, deshalb ist es besonders verlockend für Kinder und Jugendliche.
Die meisten Junkfood-Hersteller sind große Konzerne, die erst viel Geld in die Produktentwicklung und dann in die Werbung investieren. Sie machen es einfach, Junkfood zu kaufen, und sie machen es schwer, sich dagegen zu entscheiden.
Warum kaufen die Menschen, und vor allem Kinder, so gern Junkfood?
Hier ist eine kurze Antwort durch die frühere Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan. Denn sie hat es bereits in einer Rede im Jahr 2013 auf den Punkt gebracht:
„Kein einziger Staat hat es geschafft, die Fettleibigkeits-Epidemie in allen Altersgruppen zu stoppen. Hier mangelt es nicht an individueller Willenskraft. Hier mangelt es am politischen Willen, sich mit einer großen Industrie anzulegen.“
Margaret Chan, frühere Generaldirektorin der WHO
Hast du auch schon mal gedacht: Das muss doch keiner kaufen, das kann doch jede*r selbst entscheiden?!
Stimmt genau. Eigentlich ist es eine sehr persönliche Entscheidung, was wir essen – würden wir nicht durch milliardenschwere Werbung psychologisch beeinflusst und manipuliert werden.
Große Konzerne investieren viel Geld und Kraft, um uns zu erklären, was wir essen sollten: Und die Politik macht teilweise sogar mit, wie in dem Skandal um das Kuscheln mit Nestlé durch die ehemalige Ernährungsministerin Julia Klöckner.
Was die Ernährungsministerin tatsächlich in ihrer Amtszeit gegen ungesunde Ernährung, als eines der größten Gesundheitsprobleme in Deutschland, unternommen hat, ist nicht ausreichend:
„Doch die Bundesregierung scheut es bislang, sich mit der Industrie anzulegen. Frau Klöckner setzt fast ausschließlich auf sogenannte ‚freiwillige Selbstverpflichtungen‘. Diese Strategie darf von der künftigen Regierung nicht weiter fortgesetzt werden, denn sie ist wirkungslos.“
Oliver Huizinga, Leiter der Abteilung Recherche und Kampagnen bei foodwatch
Foto: © depositphotos
Würde uns die Entscheidung zu mehr Gemüse leichter fallen, wenn wir frei von Manipulationen wären?
„Verantwortung für seine Gesundheit hat jeder selbst“, sagte mal der ehemalige Bundesernährungsminister Christian Schmidt und machte es sich damit sehr einfach.
Ich lese oft in den sozialen Netzwerken, dass angeblich jede*r selbst für die eigene Gesundheit und das eigene Gewicht verantwortlich ist:
Foodwatch hat diesen Mythos: „Jeder ist selbst für sein Gewicht verantwortlich. Wer staatliches Handeln fordert, hält die Verbraucher für unmündig“ mal aufgedeckt:
„Was logisch klingt, hat einen Haken: Wir leben in einer Welt, die dick macht. Es wird uns erschwert, die gesunde Wahl zu treffen. Die frühere Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, hat dies in einer Rede im Jahr 2013 auf den Punkt gebracht: „Kein einziger Staat hat es geschafft, die Fettleibigkeits-Epidemie in allen Altersgruppen zu stoppen. Hier mangelt es nicht an individueller Willenskraft. Hier mangelt es am politischen Willen, sich mit einer großen Industrie anzulegen.“
Lies hier noch 6 weitere Mythen, mit denen führende Vertreter*innen der Lebensmittelwirtschaft den Zucker in ein besseres Licht stellen wollen.
„Meiner Meinung nach, kaufen Menschen zu viel Junkfood, weil es inzwischen ‚normal‘ geworden ist, weil teilweise dreiste Werbelügen dazu verführen und weil sich Junkfood-Werbung sogar ‚gutmeinend‘ an Kinder richtet, die sich diesem Einfluss kaum erwehren können.“
Maren Bucec / Die Nährstoffgeschichte
Schau dazu auch das Video: WOLF OF CANDYSTREET: Wie McDonald’s & Co. Kinder mit Influencern ködern
Lebensmittel mit zu viel Salz, Fett und Zucker machen Appetit auf mehr, und das lässt uns immer weiter essen. Wir „wollen“ also immer mehr davon. Damit lässt sich ein gutes Geschäft machen, wie auch dieser Coca-Cola-Report von foodwatch zeigt.
Lebensmittel-Konzerne
- versetzen ihre Produkte gern mit Fett, Salz und Zucker – weil es „schmeckt“
- sorgen dafür, dass Nahrung überall verfügbar ist
- suggerieren uns durch Marketing, dass Essen zu jeder Tages- und Nachtzeit erwünscht ist, ja sogar dazugehört
- kapern unser Gehirn, weil uns dadurch dieses Essen so überaus reizvoll erscheint
Persönliche Kämpfe um die Kontrolle des Essverhaltens und des Gewichts sind den Vorständen der Konzerne egal. Sie wollen unsere Impulse stärken, damit wir immer noch mehr essen. Unser Wunsch nach Verzicht wird täglich durch die Industrie torpediert.
Wir müssen also unsere Einstellung zum Essen grundlegend ändern!
Lies mit deinem Kind die Nährstoffgeschichte und zeig ihm, woher das Superkraftessen wirklich kommt!
Warum können wir Junkfood nicht widerstehen?
Wie ist das bei dir? Fühlst du dich manchmal von Junkfood angezogen, obwohl du es besser weißt?
Aber warum ist das so? Warum fällt es oft so schwer, sich für einen gesunden Snack zu entscheiden statt für einen Schokoriegel?
Einen großen Anteil daran haben die Nahrungsmittelunternehmen, die Millionen Euro in die Forschung investieren, um herauszufinden, welche Kombination von Zutaten uns süchtig nach ihren Produkten macht.
Dies ist ein Prozess, der “sensory-specific satiety” genannt wird und die Kombination von Geschmack, Geruch, Textur und Aussehen eines Nahrungsmittels in einer Weise beinhaltet, die uns dazu bringt, mehr davon zu wollen.
Reize sind perfekt auf unsere Bedürfnisse abgestimmt
Übergewicht durch mangelnde Willenskraft? Die meisten Ärzt*innen und Beschäftigte des Gesundheitssystems glauben das bis heute. Doch wir sind umgeben von ständigen Reizen, die uns zum Essen verleiten.
Lies dazu auch: Superreize: Wie Junkfood uns in einen Teufelskreis führt
Und Belohnungsfalle: Wenn Kinder Essen erwarten
Die Produkte sind gezielt auf den Wunsch „Mehr zu essen“ optimiert. (1)
Dafür sorgen:
- ein hoher bis übermäßiger Anteil an Fett, Zucker, Salz, Zusatzstoffen
- intensive Verarbeitung, damit Kauen fast überflüssig ist
- Produkte sind immer verfügbar, Tag und Nacht
- Es gibt große Berge Nahrung für wenig Geld: wenig Fleisch, viel Panade mit viel Sauce
- Sauce als Geschmacksbringer: Stärke, Zucker, Salz, Natriumglutamat, Zuckerkulör, Aromastoffe lösen das „Problem“ der nicht schmeckenden Panaden
Na, kommt dir das bekannt vor? Ein Insider der Lebensmittelindustrie erklärt das Prinzip: „Die Nahrungsmittelindustrie manipuliert die Gehirne und die Wünsche ihrer Kunden.“ (1)
Fett, Zucker und Salz sind Appetitanreger und BELOHNENDE Zutaten
Wenn wir Fett, Zucker und Salz zu uns nehmen, stimulieren wir unsere Neuronen, aus denen sich unser Gehirn zusammensetzt. Diese sind über Schaltkreise miteinander verbunden.
Der Geschmackssinn hat die direkteste Verbindung zu unserem Belohnungssystem. Er ist sogar der einzige Sinn mit einer direkten Verbindung zum Gehirn. Der Genuss ruft dadurch die stärkste emotionale Reaktion hervor.
Belohnendes Essen aktiviert ein Feuerwerk elektrischer Impulse im Gehirn. Dabei werden Botenstoffe wie Opioide und Endorphine freigesetzt, die dann wieder andere Neuronen informieren. Wir fühlen uns belohnt.
Opioide können auch Schmerzen oder Stress lindern und uns beruhigen. Wir fühlen uns also kurzfristig sogar beruhigt.
„Je süßer die Zuckerlösung, desto stärker feuern die Neuronen. Und je stärker die Neuronen feuern, desto mehr Zucker frisst die Ratte“ (1)
Das Tückische daran ist: Werden viele Reize gleichzeitig mit Neuronen befeuert, steigt unser Verlangen noch mehr. (1)
Wie reagiert unser Gehirn auf Junkfood?
Essen und der Wunsch, zu essen, sind zwei unterschiedliche Aktivitäten, denn es sind unterschiedliche Botenstoffe im Gehirn beteiligt.
Dopamin: bestärkt das Verhalten und treibt uns zur Nahrung hin, es erhöht die Vorfreude und ist eine Antriebskraft, die uns das Überleben sichern soll
Opioide: erklären Lebensmittel dann zum Genuss und fördern das Weiteressen
Wenn’s schmeckt, dann ist das natürlich etwas Schönes: Wir verspüren die Belohnung und sind zufrieden.
Dennoch sollten wir uns bewusst machen, dass ein guter Geschmack uns auch die Motivation bringt, uns diesen zu sichern:
- Bei vollwertigem Essen, das uns gut sättigt, ist dies ein wichtiger Reflex, denn er sorgt dafür, dass wir die lebenswichtigen Nährstoffe zu uns nehmen.
- Bei Junkfood führt das zu einer Völlerei, denn Junkfood sättigt nicht oder nur kurz. Das nutzt die Nahrungsmittelindustrie aus, und das ist der Grund, warum wir immer mehr wollen.
Fett, Zucker und Salz regen den Appetit an, dieser reizt uns, weiterzuessen, indem er das Verlangen steigert. (1)
Dabei sind es nicht Zucker, Fett oder Salz allein, sondern die Kombinationen aus mindestens zwei dieser Stoffe. Vor allem die Kombination aus Zucker und Fett ist tückisch und verführerisch. (1) (2)
„Jeder kennt es: Durch das übermäßige Angebot und die großen Portionen zucker-, fett- und salzreicher Nahrung schlagen viele von uns nur allzu gern über die Stränge.“
David Kessler, ehemaliger Beauftragter der US Food & Drug Administration, Autor des Buches „Das Ende des großen Fressens“
Im Tierversuch hat sich sogar herausgestellt, dass die Einsatzbereitschaft der Tiere für Kokain und für eine Fett-Zucker-Kombination fast gleich hoch ist. (1)
4 Dinge, die unser Verlangen auf Junkfood erhöhen
- Visueller Reiz oder ein bestimmter Ort:
Krass: Wenn wir die Produkte bereits kennen, reicht schon der Anblick, um das Verlangen auszulösen.
Belohnung: Wir wissen intuitiv, dass es sich lohnt. Selbst visuelle Hinweise üben einen starken Reiz und ein starkes Verlangen auf uns aus. So können ganze Orte zu einem starken Reiz und dem Verlangen nach Belohnung werden.
Reize: Geh doch mit deinem Kind mal an einem Süßwarenstand vorbei, ohne dass es Lust aufs Naschen bekommt.
- Verführerische Menge
Habenwollen: Bekommen wir mehr, essen wir mehr.
Konzentration: Je mehr Zucker und Fett enthalten ist, desto besser – okay, nur bis zu einem bestimmten Punkt
Vielfalt: Je mehr Reize auf uns einwirken, umso stärker das Verlangen.
Zum Beispiel:
- stimulierendes Licht und angenehme Geräusche
- Sinnesreize im Produkt: wie Schokoladenstückchen, Cremetopping, Zuckerstreusel
- dynamischer Kontrast aus Aromen und Konsistenzen, wie der Wechsel von Keks und Creme bei Oreo-Keksen
Junkfood und unsere Jagd nach Belohnung
Lebensmittelhersteller kennen unsere psychologischen Muster ganz genau, da hilft auch kein Datenschutz.
Sie wissen genau, wie sie unsere „Knöpfe“ drücken müssen. Das ist gut an den immer komplexer werdenden Lebensmitteln zu erkennen, denn je komplexer so ein Produkt aufgebaut ist, desto intensiver ist die Wirkung der Ausschüttung von Dopamin, was wir wiederum als Belohnung empfinden.
„Ein simples Beispiel ist doch: Nutella & Go! Ganz ehrlich: Wer braucht diesen Sch…ß? Damit man noch mehr davon sogar unterwegs in sich reinschaufeln kann, wird jetzt das Brot in Form von Sticks gleich mitgeliefert. Was geht einem wohl durch den Kopf, während man für diese Schrottsky-Ware Werbung kreiert?“
Maren Bucec I Ernährung-Einfach-Machen
„Ein komplexer Reiz wird eher als Belohnung empfunden“, so der Gaetano Di Chiara, Experte für Neurowissenschaften und Pharmakologie der Universität Cagliari
Diese Arten der Verführung des Junkfoods solltest du kennen
Für den einen „lecker“ und „ich kann nicht ohne“, sind für die Lebensmittelindustrie ausgeklügelte und komplexe Reize. Sie werden gezielt eingesetzt werden, um unser Verlangen hoch zu halten.
Komplexe Reize des Junkfoods sind:
- bekannte und angenehme Geschmäcker (z.B. Erdbeer)
- oder selten zugängliche Geschmäcker (z.B. Mango)
- viele verschiedene Geschmäcker auf einmal (z.B. salzig und scharf)
- verschiedenen Konsistenzen (z.B. knackig und cremig)
- viele Sinneseindrücke, also Optik, Geruch, Geräusche, Situationen, Orte, Menschen (Fast-Food-Ketten sind z.B. immer gleich aufgebaut)
- „angenehme“ Lernerfahrungen (Produkte der Fast-Food-Ketten sind z.B. weltweit gleich)
Je mehr Reize angesprochen werden, umso intensiver erscheint uns die Belohnung. Die Erregung im Gehirn, die durch solche Vielfachreize entsteht, erhöht unser Verlangen nach weiterer Stimulation.
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Lebensmittel werden zu Schlüsselreizen. Junkfood wird zur Belohnung.
Was passiert im Gehirn? Oder: Warum wir bestimmten Lebensmitteln nicht widerstehen können
Wenn es ums Essen geht, denken die meisten Menschen an Kalorien und Nährstoffe. Doch unsere Ernährung ist weitaus komplexer. Das Gehirn reagiert nämlich nicht auf die Nahrung, sondern auf die Reize, die sie auslöst. Diese Reize werden als Hinweisreize bezeichnet.
Lass uns dies am Beispiel einer Gummibärchentüte anschauen:
Reiz:
Wir haben die Verbindung eines Reizes zu einer Speise gelernt.
🤩 Wir hören eine Gummibärchentüte rascheln.
Schon der erste Reiz (Rascheln) ist bereits der Auslöser des Verlangens und es erfolgt prompt die …
Reaktion:
Der Reiz aktiviert eine Dopaminreaktion.
😋 Wir wollen Gummibärchen haben, obwohl wir vor dem Rascheln nicht mal an Gummibärchen gedacht haben.
Ergebnis:
Wir sind auf das Rascheln einer Gummibärchentüte konditioniert.
Überleg mal:
- Warum sind die meisten Süßigkeiten für Kinder in raschelnde Tüten verpackt?
- Warum liegen sie so schön in der Griffhöhe der Kinder?
- Warum liegen viele dieser Produkte an der Kasse?
Konditionierung:
Sobald die Kinder die Verpackung sehen können, greift die nächste Konditionierung: bunte Farben und Serienheld*innen.
Sobald sie den Süßkram futtern, kommen höchst komplexe Geschmacksrichtungen und verschiedenen Konsistenzen zum Einsatz.
Gewohnheit:
Der Fisch ist an der Angel! Also, dein Kind ist fasziniert und will natürlich immer wieder diese Art der „Belohnung“ in Form von raschelnden Gummibärchentüten.
Na, hast du das Prinzip erkannt?
Das Verlangen wird durch Hinweisreize ausgelöst und wir „lernen“ das schon im Kindesalter. Sobald ein Reiz mit positiven Gefühlen in Verbindung gebracht wird, entwickelt er seine ganz eigene Macht.
Mein Fazit
Hinweisreize bewirken eine Erregung. Wir jagen der Belohnung nach, erleben deren Freisetzung und die Erregung lässt nach. Hinweisreize sorgen zuverlässig dafür, dass wir uns intensiv um die Belohnung bemühen. Dieses Konzept ist der Nahrungsmittelindustrie gut bekannt, wo es beim Produktdesign vor allem darum geht, Vorfreude auszulösen.
Weiterlesen:
7 emotionale Fakten, die du über Junkfood wissen solltest
4 Schritte aus der Junkfood-Spirale
(1) Aus dem Buch „Das Ende des großen Fressens“ von David Kessler
(2) Moskowitz, H: Concept Research in Food Product Design