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1. Trickreich: Junkfood nutzt unsere Vorfreude, Erinnerungen und Emotionen aus
Unsere Vorlieben sind stark durch unsere früheren Erlebnisse geprägt und das beginnt schon im Kindesalter. Bestimmte Lebensmittel sind so eng mit persönlichen Erfahrungen verbunden, dass sich diese Gefühle in unser Gedächtnis einbrennen.
Ich sage nur Lebkuchen und Weihnachten: ein Dreamteam!
Oder für Kinder: der Traubenzucker in der Apotheke – warum nur?
Schwierig wird es, wenn die Verknüpfung zum Beispiel „Capri-Sun“ und „Spaß am Sport“ ist: So habe ich es selbst erlebt – auf dem Sportfest der Grundschule meiner Kinder.
Erlebnisbericht: Positive Erlebnisse durch Produktspenden
Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich zum Sportfest der Grundschule meiner Kinder gekommen bin. Die Trinkflaschen der meisten Kinder lagen achtlos im Gras. Stattdessen „nuckelten“ die Grundschüler*innen in Sportkleidung an einem XXL-Trinkbeutel von Capri-Sonne (vor 2017 hieß es noch Sonne), statt ihren Durst mit Wasser zu löschen.
Der örtliche Leichtathletikverein, der das Sportfest unterstützte, hatte eine großzügige Produktspende bekommen und die Unterstützer*innen waren stolz, den Kindern etwas „Besonderes zu geben“.
„Capri-Sonne XXL für alle!“ – so war die Devise.
Ich war mit meiner Idee, dass Kinder doch lieber Wasser trinken sollten, die Spaßbremse auf der Zuschauerbank.
Fotoquelle: Capri-Sun
(Produktnennung ohne Bezahlung)
Es war im Jahr 2018. Ich war noch keine Ernährungsberaterin, aber ich hatte mich schon sehr für Themen rund um die gesunde Ernährung interessiert.
Daher war mir klar, dass Capri-Sonne, wie viele andere für Kinder beworbene Fruchtsaftgetränke, doch nur bunt verpacktes Zuckerwasser ist.
Sehr beliebt: Zucker „schön“ rechnen
Werfen wir doch mal gemeinsam einen Blick auf die aktuelle, kleingedruckte Zutatenliste – und nicht auf die schillernden Werbeaussagen auf der Vorderseite:
Beworben wird: „nur 8,6 Gramm Zucker“,
in Wirklichkeit sind es: 19 Gramm Zucker pro Trinkbeutel
Zutaten Capri-Sun Orange – 200 ml
Quellwasser, Zucker, Orangensaft* (7%), Zitronensaft* (4,9%), Limettensaft* (0,1%), natürliches Orangenaroma mit anderen natürlichen Aromen, Antioxidationsmittel Ascorbinsäure.
*aus Fruchtsaftkonzentrat
Beworben wird: 7,5 Gramm Zucker und „ohne Zuckerzusatz“,
in Wirklichkeit sind es:15 Gramm pro Trinkbeutel
Zutaten Pure Fruit & Water Tropical – Capri-Sun – 200 ml
Quellwasser, Traubensaft (26%), Apfelsaft (17%), Passionsfruchtsaft (3%), Ananassaft (1%), Mangomark (1%), Acerolasaft (1%), Zitronensaft (1%) (aus Fruchtsaft-/ Fruchtmarkkonzentrat)
Der Trick:
Auf der Website und auf der Verpackung werden die Angaben zum Zucker pro 100 ml angegeben. Die abgebildete Verpackung, also die normale Portionsgröße, enthält jedoch 200 ml. Das Doppelte!
Rundherum wird noch was von „weniger Zucker“ gefaselt und schon haben Verbraucher*innen ein gutes Gefühl und geben ihren Kindern gern das süße Getränk. Was ist denn schon dabei?
Ein Kind sollte nicht mehr als 25 Gramm Zucker am Tag essen. Wenn dein Kind nur eine Capri-Sun so ganz nebenbei wegzischt, dann ist dieser Höchstgrenze mit 15 oder 19 Gramm schon fast erreicht. Schon bei zwei Tütchen ist dieser Wert überschritten. Die XXL-Version (vom Sportplatz) enthält sogar über 27 Gramm Zucker.
Cleveres Geschäftsmodell: Wasser + Zucker + Werbung
Durch die günstigen Zutaten (Wasser und Zucker) ist das Produkt für den Hersteller wohl nicht besonders preisintensiv. Da ist es doch eine überaus gute Marketing-Idee, das Produkt dort zu verteilen, wo es als etwas „Besonderes“ empfunden wird. Also direkt bei den Kindern, am liebsten gleich an den Eltern vorbei.
Ironie on:
So ein Brainstorming dazu ist ja gar nicht so schwer:
„Wie wäre es bei Sportfesten? Lasst uns doch direkt die Vereine ansprechen. Werbung an Schulen ist zwar möglich, aber da brauchen wir je nach Bundesland ein paar Umwege. Über die Vereine erreichen wir sehr viele Kinder, sehr viel einfacher!“
Ironie off.
Das weckt Bedürfnisse!
Fotoquelle: Capri-Sun
(Produktnennung ohne Bezahlung)
Damit das so bleibt, werden immer wieder neue Produkte entwickelt, um neue Reize für eine Marke zu setzen. Gerade für Kinder und Jugendliche geht diese Rechnung wunderbar auf, denn sie kaufen eher intuitiv und denken noch nicht so viel über ihre Entscheidungen nach.
Zurück zum Sportfest:
Noch auf der Zuschauerbank habe ich mal kurz durchgerechnet, was denn „Wasser für alle“ kosten würde:
Der Betrag war absolut überschaubar und so habe ich dem Verein angeboten, beim nächsten Mal das „Sponsoring“ für die Getränke (also das Wasser) zu übernehmen.
Meine Berechnung:
Eine 1,5-Liter-Flasche Wasser ist für 0,25 € zu kaufen. Das kostet für 100 Kinder gerade mal 25 €! Das zahle ich gern, wenn dafür der Zuckerschrott draußen bleibt. Aber wir Eltern wurden ja nicht mal gefragt!
Verantwortung:
Auf eine Antwort für mein Angebot warte ich übrigens bis heute …
Was mir zeigt, dass das Bewusstsein für diese Verknüpfungen von Werbung und langfristiger Beeinflussung noch nicht in unseren Köpfen präsent ist. Wir Erwachsene müssen hier mehr Verantwortung übernehmen, auch im Sportverein und in der Schule!
Das Problem:
Es sind ja immer nur kleine Dinge. „Was hast du denn? Dieses eine Mal!“ Aber es sind Tausende „eine Male“, die am Ende das Ergebnis prägen.
Belohnung: Das Gefühl, das prägt und bleibt
Diese Erlebnisse werden zum Kernstück der Gefühlserfahrung: Belohnung! Dieses Gefühl wird im Gedächtnis so abgespeichert, dass es jederzeit abrufbar ist. Beim nächsten Hinweisreiz sind die Gefühle sofort präsent und lösen Verlangen aus.
Und das ist der Sinn der geschenkten Capri-Sun: Beim nächsten Besuch im Supermarkt möchte dein Kind was haben? Na klar: das hübsch verpackte Zuckerwasser mit der positiven Erfahrung!
Aber klar. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern eine gesunde Ernährung „beizubringen“. Doch dann bitte ohne Werbung, die sich direkt an Kinder richtet.
Im Internet sind sehr verschiedene Meinungen zu finden. Wie stehst du dazu?
Das Ziel: Unbewusstes Verlangen
Wenn das schon alles wäre, doch es kommt noch schlimmer:
Diese Verknüpfungen können unser Verhalten und vor allem das Verhalten unserer Kinder sogar unbewusst lenken und prägen.
Sobald durch einen Reiz im Gehirn eine emotionale Erregung ausgelöst wird, dreht sich alles um das Verlangen! Erinnerungen können diesen Effekt sogar noch verstärken! (1)
So weckt schon die Erinnerung an einen Genuss unser Verlangen.
Beispiele gefällig?
- Kino? Popcorn!
- Geburtstag? Kuchen!
- Danke sagen? Schokolade!
Erfolgreiches Marketing: „Danke heißt Merci“ – und jede*r hat die Packung vor Augen.
Foto: Merci, August Storck KG
(Produktnennung ohne Bezahlung)
- Sport? Capri-Sun! (kleiner Spaß, ich hoffe nicht!)
- Fußball Nationalmannschaft? Nutella! (grrr – ich hoffe nicht)
Auf diesen Effekt zielen die abendlichen Werbespots der Lebensmittelkonzerne ab. Sie verkaufen uns weder Nahrung noch Zufriedenheit, sondern Gefühle.
Sie bringen uns dazu, aufzustehen und den Süßkram aus dem Schrank zu holen – oder den Alkohol. Wie ferngesteuert …
Kinder werden ja auch oft genug an den Eltern vorbei mit Werbung zugedröhnt. Deswegen: Schau dir, wenn möglich, solche Werbespots gemeinsam mit deinen Kindern an!
WOLF OF CANDYSTREET: Wie McDonald’s & Co. Kinder mit Influencer*innen ködern
2. Achtung: Junkfood als Fernsteuerung
Du isst gerne Eis. Das ist völlig okay, solange dich diese Vorliebe nicht wie ferngesteuert zum Eisfach laufen lässt. Schauen wir uns mal an, was da so passieren kann:
Es bildet sich eine Gewohnheit, wenn vertraute Reize gut eingeschliffene Nervenbahnen aktivieren, die immer dasselbe Verhalten erzeugen. Auf denselben Hinweisreiz reagieren wir auf dieselbe Weise.
Zum Beispiel der Gang zur Naschbox oder zum Eisfach nach dem Essen.
Übrigens, der Drang nach Kohlenhydraten nach einer eiweißhaltigen Mahlzeit liegt auf der Hand. Denn die Aminosäuren des Eiweiß‘ können mithilfe von Kohlenhydraten (also auch Zucker) besser ins Gehirn vordringen.
Darum sollte es schon für deine Kinder zur Gewohnheit werden, nach dem Essen etwas Obst zu naschen. Das vertreibt den Hunger auf etwas Süßes, und der „Nachtisch“ war ja schon immer eine beliebte Tradition – nicht ohne Grund.
Wenn du noch mehr blutzuckersenkende Gewohnheiten in deinen Alltag integrieren möchtest, dann abonniere gleich die Nährstoffi-Briefe!
Dopamin heißt übrigens der sehr mächtige Botenstoff, der uns zum Handeln bringt. Die Aussicht auf wohlschmeckende Reize lassen dich und auch dein Kind aktiv werden.
Foto: © depositphotos
Für viele selbstverständlich: Auf dem Sofa gibt es Kartoffelchips.
Du bist bereit, einiges dafür zu tun (und sei es, vom Sofa aufzustehen), um dir die Belohnung zu holen. Dopamin gibt dir auch die Kraft, gute Vorsätze beiseite zu schieben oder gute Gründe zu finden, diese jetzt unbeachtet zu lassen.
Diese Wirkung von Dopamin kennen wir wohl alle! Entdecke deine eigenen Gewohnheiten und achte darauf, dass dein Kind diese nicht 1:1 übernimmt! Auf diese Weise kannst du bereits viel für die Gesundheit deines Kindes tun.
3. Vorsicht: Wie Junkfoood zur Belohnung wird
Je komplexer ein Lebensmittel aufgebaut ist, desto intensiver ist die Wirkung. Bei Erfrischungsgetränken allein reicht Süße nicht mehr aus. Temperatur und Prickeln machen alles noch komplexer.
Oder schmeckt dir eine zimmerwarme Cola ohne Kohlensäure?
Nein?
Stimmt. Kalt und prickelnd muss sie sein!
Aber warum eigentlich?
Foto: © depositphotos
Coca-Cola ist für viele ein erfrischendes Erlebnis. Doch warum schmeckt sie nur kalt und prickelnd?
„Ein komplexer Reiz wird eher als Belohnung empfunden.“
Gaetano Di Chiara, Experte für Neurowissenschaften und Pharmakologie der Universität Cagliari
Je intensiver Speisen und Getränke immer die gleichen Sinne ansprechen, desto größer erscheint uns die Belohnung, desto mehr lernen wir, für sie aktiv zu werden. Kinder und Jugendliche erliegen schnell diesem Verlangen, daher brauchen sie die Eltern als gute Vorbilder.
Denn Junkfood ist sehr verlockend, da es immer die Geschmacksnerven süß, fettig und salzig anspricht und dem Gehirn eine Belohnung vorgaukelt.
4. Teufelskreis: Wie uns Junkfood verführt
Eingeübte Reize lauern überall. Wer bereits besondere Erfahrungen mit bestimmten Lebensmitteln gemacht hat, für den reicht schon allein der Hinweis darauf, ein Verlangen auszulösen und uns zum Handeln zu verführen!
Kinder, die zum Beispiel regelmäßig süß frühstücken, denen wird es später schwerer fallen, sich eines Tages umzustellen.
Achtung: Eingeübtes Verlangen setzt sich teilweise schnell fest.
Beginnst du zum Beispiel damit, dir jeden Tag einen Donut auf dem Weg zur Arbeit zu kaufen, so stellt sich das Verlangen nach ein paar Tagen ein, sobald du den Coffeeshop siehst – auch, wenn du gerade gefrühstückt hast. Hier kommt Dopamin ins Spiel und verleitet dich dazu, deine guten Vorsätze über Bord zu werfen.
Diese Hinweisreize haben die Macht, einen Wunsch zu wecken, etwas haben zu wollen, obwohl wir bis kurz zuvor kein Verlangen danach hatten. Die Verknüpfung von Comicfiguren und Serienheld*innen mit Lebensmitteln ist für Kinder besonders fatal.
Wir kennen das alle:
- Lebensmittel mit den Serienheld*innen auf der Verpackung
- Süßschnäbel, sobald die Süßigkeiten rascheln
- Keksfreund*innen beim Anblick der Keksdose
- Coffeelover beim Duft von Kaffee oder beim Anblick des Lieblingscoffeeshops
- Fastfoodies beim Anblick der großen Buchstaben ihrer Lieblingskette
- Kinobesucher, beim Gedanken an den nächsten Besuch
- Raucher*innen kennen das Verlangen, sobald sie Zigarettenrauch wahrnehmen
- Alkoholiker*innen, sobald sie sehen und hören, wie das Bier ins Glas rauscht
Was auch funktioniert
- der Anblick des Restaurants
- das Schaufenster des Spielzeugladens
- das Werbeplakat oder der Werbespot auf Social Media
- Geräusche und Gerüche
- Personen und Stimmungen
- Tageszeiten und Orte
Dopamin treibt uns bei all diesen Reizen zur Suche nach der Belohnung an. Es lässt uns dem Objekt der Begierde nachjagen – ohne Wenn und Aber, ohne Ablenkungen!
Hinweisreiz – Erregung – Jagd nach Belohnung – Belohnung bekommen – Erregung lässt nach – Hinweisreiz – und so weiter. Ein Teufelskreis, vor allem für Kinder!
Lies hier, wie ihr gemeinsam dem Teufelskreis entkommen könnt!
4 Schritte aus der Junkfood-Spirale
Die Nahrungsmittelindustrie kennt dieses Konzept und gestaltet danach großzügig ihre Hinweisreize. Produktdesign und Marketing sind darauf ausgerichtet, „Vorfreude“ zu kreieren – und Kinder und Jugendliche sind eine äußerst beliebte Zielgruppe.
5. Verlangen: Wie Erlebnisse unsere Ess- und Trinkgewohnheiten prägen
Lebensmittel, die eng mit persönlichen Erfahrungen verbunden sind, erzeugen beim Genuss Gefühle, die sich dann tief ins Gedächtnis einprägen. Auch schon bei den Jüngsten in der Familie.
Softdrinks und Fruchtsaftgetränke sind dafür ein gutes Beispiel: Sie stehen für einen bestimmten Lebensstil und sind quasi das Lifestyle-Produkt der Jugend: Dabei gehören Softdrinks zu den tückischsten Dickmachern, da sie unsere Darmbakterien
Doch sie verkörpern eher:
- Freizeit und Spaß mit Softdrinks
- Partyspaß
- Bunte Persöhnlichkeiten
- Trendigen Eistee
- Entspann dich und trink mal einen Tee
- Mach mal Pause mit Coca-Cola
- Gesund leben und Sport treiben mit Fitnessdrinks und Eistee
- Wach bleiben mit Energydrinks
- Hilft ganz schnell beim Denken
- Kalorien sparen mit Light- oder Zero-Varianten*
- Was auch immer …
*laut einer Studie aus 2021 bergen Süßstoffe, wie Saccharin, Sucralose und Aspartam erhebliche Gesundheitsrisiken, da sie unsere Darmbakterien ungünstig verändern können
Überall lauernde Hinweisreize lassen diese Gefühle dann immer wieder wach werden und lösen das Verlangen aus.
Kinder und Jugendliche sehen pro Tag rund 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel!
So wird ein unbewusstes Verlangen kreiert, welchem – dank der ständigen Verfügbarkeit – immer schnell nachgegeben werden kann.
Darauf zielen auch die (vor-)abendlichen Webespots der Lebensmittelkonzerne ab. Sie verkaufen uns weder Nahrung noch Zufriedenheit, sondern Gefühle. Nur darum geht es.
6. Überleben: Warum Belohnung unser Verlangen hochhält
Dopamin soll uns zur Nahrungssuche animieren, und rein theoretisch schüttet der Körper weniger Dopamin aus, wenn wir weniger Nahrung brauchen.
Doch die Praxis sieht anders aus: Das Verlangen bleibt hoch, wenn der Reiz stark genug ist und der zeitliche Abstand nah genug ist. Außerdem gibt uns Junkfood selten ein zufriedenes „Satt-Gefühl“.
Es entsteht eine Veränderung im Gehirn. Forscher*innen arbeiten aktuell daran, um mehr darüber herauszufinden, wie sich unser Essverhalten durch die von Dopamin angetriebene Belohnung verändert.
Klar ist jedoch, dass zucker-, salz- und fettreiche Lebensmittel die biologische Verschaltung im Gehirn verändern.
Foto: © depositphotos
Essen beeinflusst das Gehirn von Kindern. Die Denkfähigkeit, das Gedächtnis und die schulischen Leistungen hängen auch davon ab, was Kinder täglich essen.
Nahrungsmittel mit hohem Belohnungs- und Verstärkungscharakter und die damit verbundenen Hinweisreize beeinflussen unseren Ablauf im Gehirn – und damit auch unsere Reaktionsmuster.
Belohnungshappen führen zu einer Neuverdrahtung im Gehirn, und dadurch reagieren wir sensibler auf Reize, die „gutes“ Essen erwarten lassen. Das ist der Teufelskreis. Wer in diesem Kreislauf drinsteckt, kann seine Reaktion auf geschmacksoptimierte Lebensmittel schwer oder gar nicht kontrollieren, weil deren Verzehr das Gehirn verändert hat.
7. Vertraut: Warum Junkfood schnell zur Gewohnheit werden kann
Gewohnheiten bilden sich aus, wenn vertraute Reize gut eingeschliffene Nervenbahnen aktivieren, die immer dasselbe Verhalten erzeugen. Auf denselben Hinweisreiz reagieren wir auf dieselbe Weise.
So kann unser „Lieblingsessen“ automatische Reaktionen hervorrufen, vor allem wenn verstärkende Reize auf uns einwirken.
Beispiele für gewohntes Essverhalten sind:
Aufstehen – Kaffee
Sofa – Schokolade oder Chips
Lieblingsfilm – Eis
Zocken – Chips
Fußball – Bier
Kaffee – Kuchen
Kantine – Currywurst
Erfrischung – Cola
Kino – Popcorn
Kinder – Süßigkeiten
Danke sagen – Schokolade
Party – Alkohol
Stadtbummel – Milchshake oder Coffee to go
Feierabend – Bier oder Wein
Wir sind so vorhersehbar und manipulierbar! Hinweisreize, also das Marketing der Lebensmittelindustrie, haben es dann einfach: Sie lösen mit ihrem Reiz lediglich das Verlangen aus, dem wir dann automatisch folgen.
Je stärker eine Speise das Belohnungszentrum aktiviert, desto stärker ist die Lernerfahrung, die zu automatischem Verhalten führt. Das ist die Gefahr der Gewohnheit.
Nochmal: Darum ist die Vorbildfunktion von uns Eltern so enorm wichtig!
Andererseits haben Gewohnheiten auch ihr Gutes. Wenn wir lernen, die ganze Sache umzudrehen, können wir irgendwann neue Gewohnheiten ausbilden, die uns motivieren, uns andere, gesündere Belohnungen zu suchen.
Fazit: Junkfood ist nicht einfach nur Essen, für das wir oder unsere Kinder uns frei entscheiden. Sondern es ist eingebettet in viele uns manipulierende Aspekte, die uns keine freie Wahl mehr lassen. Ich finde das im höchsten Maße unfair, vor allem für die Menschen, die in dieser Spirale feststecken, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ich möchte behaupten, dass damit die Lebensmittelindustrie die Lebensqualität vieler Menschen negativ beeinflusst und diese Folgen für ihren Profit billigend in Kauf nimmt. Das macht mich wütend und hat mich dazu gebracht, die Nährstoffgeschichte zu entwickeln.
Lies gemeinsam mit deinem Kind die Nährstoffgeschichte, und zeig ihm, in welchem Essen die wahren Superkräfte stecken!
Kennst du schon unsere praktischen Nährstoffi-Tipps, die dir zeigen, wie du nach und nach mehr „Gesundes“ in den Familienalltag integrieren kannst?
Oder die 13 Tricks für eine flache Zuckerkurve? Hier erfährst du alles über blutzuckersenkende Gewohnheiten für die ganze Familie.