Typisch Eltern? Doch prägen wir wirklich allein die Ernährungsgewohnheiten unserer Kinder?

von | Gesunde Kinderernährung, Gesunde Lebensweise und Gewohnheiten

Lesedauer 10 Minuten

Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder eine gesunde Ernährung. Das ist wohl allen klar. Und dann?

Welche Rolle spielt die Kinderernährung in unserem Alltag?


Für mich ist die Ernährung für Kinder voller Gegensätze. In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, warum es teilweise so schwer ist, Kinder für gesundes Essen zu begeistern.

Kinder brauchen viel Gemüse und andere natürliche Lebensmittel. Doch warum gibt es dann so viele „kindgerechte“ und hoch verarbeitete Produkte im Supermarkt, die nur wenige bis gar keine wertvollen Nährstoffe, wie Vitamine und Mineralstoffe enthalten? Und warum werden Kinder zielgerichtet auf so vielen Kanälen mit Junkfood-Werbung manipuliert?

Zucker, Salz, Transfette , also industriell gehärtete Fette und Zusatzstoffe sind meist die Hauptbestandteile dieser hochverabreiteten Produkte, die auch Junkfood genannt werden. Dabei brauchen Kinder wertvolle Nährstoffe für ihr Wachstum.

Fassen wir mal zusammen:

  • Natürliche Lebensmittel = Superkraft-Essen 
  • Hoch verarbeitete Lebensmittel = Schlappmacher-Essen

Ist das Kinderernährung? Wohl eher nicht.

„Naja, Kinder mögen eben kein Gemüse…“, höre ich oft. Ja, das ist richtig. Und WARUM das so ist, kannst du hier nachlesen.

Es braucht also Menschen, die mit Geduld und Spucke (nein, besser ohne Spucke, aber dafür mit sehr viel Geduld) Kinder für Gemüse und für natürliche Lebensmittel begeistern. – Und wir brauchen einen Alltag, der frei ist von der Beeinflussung unserer Kinder durch riesige Werbemilliarden der Großkonzerne.

Kinderernährung ist in meinen Augen ein riesiges Dilemma: Denn gegen das ausgeklügelte Marketing für Kinderlebensmittel, dem Kinder schon früh ausgesetzt sind, stehen Eltern mit ihrem „gesunden Zeug“ als ziemliche Langweiler da.

Kind sieht Junkfood-Werbung im Fernseher

Die starke Beeinflussung durch die milliardenschwere Werbung der Lebensmittelindustrie erreicht Kinder auf vielen Kanälen.

„Die kleinen Menschen werden in der heutigen Zeit leider so oft vergessen. Ich finde, wir sollten viel öfter über Kinderernährung sprechen. (…) Ich würde mir wünschen, dass das Thema Gesundheit und Ernährung bereits den Kindern in der Kita, im Kindergarten, in den Grundschulen, in den Schulen liebevoll vermittelt wird. (…) Ernährung für Kinder sollte individuell passen und sollte endlich noch mehr Thema werden.“
Dr. Anne Fleck I Ernährungsdoc

Das unterschreibe ich sofort. Doch im Alltag stehen wir Eltern vor einer großen Herausforderung, denn wer alles die Ernährungsgewohnheiten unserer Kinder mitprägt, darauf gehe ich weiter unten noch ein.

Ich finde, dass Kinder zum Spielball der Lebensmittelindustrie geworden sind. Ihre intuitiven Bedürfnisse nach energiereicher Nahrung (Link zu Blog 3 Kinderernährung) werden ausgenutzt, um ihnen minderwertige, weil nährstoffarme, Produkte anzubieten, die lediglich die Kassen großer Konzerne füllen, aber keine Körperzellen mit wichtigen Nährstoffen. Darum habe ich die Nährstoffgeschichte entwickelt: Um Erwachsene darin zu unterstützen, Kindern den Wert gesunder Ernährung zu vermitteln.
Maren Bucec

Kinderernährung ist je nach Altersstufe sehr individuell

Kinderernährung im Babyalter

In dieser Phase liegt der Fokus absolut auf der Muttermilch. Wer wie ich auf Milchersatzprodukte zurückgreifen muss, sollte auf jeden Fall das Kleingedruckte beachten und sich nicht von Werbeaussagen beeindrucken lassen. Mehr dazu findest du hier.

Kinderernährung bei Kleinkindern

Im Alter von 2 bis 6 Jahren entdecken Kinder ihre Umwelt immer eigenständiger, sind neugierig – aber auch sehr wählerisch. Intuitiv lehnen sie Gemüse erst mal ab, vor allem grünes. Warum das so ist und welche 7+1 Lösungen es dafür gibt, erfährst du hier.

Kinderernährung bei Schulkindern und Jugendlichen

Sie stehen aus meiner Sicht vor besonders großen Herausforderungen. Denn ohne das richtige Wissen und mit dem ersten Taschengeld in der Tasche sind sie für die Industrie eine sehr lukrative Zielgruppe. Wer hier zu Hause mit Zuckerverboten startet, hat schon verloren, denn die Industrie fährt scharfe Geschütze auf. Im Supermarkt sind die Süßwaren deutlich günstiger als gesunde Alternativen und verlockender sowieso. Hier von eigenen Entscheidungen der Kinder zu sprechen, wäre unfair. Kinder sind eben auch nur Menschen und da wo selbst Erwachsene schnell den Verlockungen erliegen, sind Kinder emotional und impulsgesteuert. Dabei haben sie weniger Weitsicht, sind leicht zu beeinflussen und erliegen den Verlockungen noch schneller als wir.

Außerdem bekommen viele Kinder kein „Pausenbrot“ mehr mit in die Schule. Das Essen unterwegs ist jedoch nicht gesund, da es meist aus Backwaren und Softdrinks besteht. Wertvolle Tipps gibt es auch im Podcast von DocFleck: Gesundheit im Schulalltag – das stärkt unsere Kinder

 

Was ist die Basis der Kinderernährung?

Trotz allem: Zu Hause eine gesunde Ernährung vorleben und mindestens einmal am Tag eine gemeinsame und gesunde Mahlzeit einplanen – das sollte die Basis in jeder Familie sein.

Dieses Essen ist eine wertvolle Familienzeit! Etabliere es daher von Anfang an zu einer festen Gewohnheit im Alltag – ohne Ablenkung durch Handys oder den Fernseher. Auch Eltern sollten in dieser Zeit keine Anrufe annehmen oder auf Nachrichten reagieren.

Gemeinsame Rituale und Gewohnheiten sind die beste Chance für Eltern, dem Einfluss des Marketings der Lebensmittelindustrie etwas entgegenzusetzen.

Der nachfolgende  Punkt ist aus meiner Sicht sehr wesentlich, wenn wir über Kinderernährung sprechen, doch leider bleibt er oft unerwähnt.

Eltern sollten sich bewusst machen, wie stark das breit angelegte Marketing der Lebensmittelindustrie Kinder permanent beeinflusst. Ich beobachte immer wieder (auch an mir selbst früher), wie Eltern ihren Kindern „was Gutes tun“ wollen, wenn sie ihnen Produkte aus diesem Marktsegment ermöglichen.

Oft wird Eis, Schokolade, Pizza, Chips und Softdrinks sogar als „Belohnung“ oder sich „mal was gönnen“ konsumiert – leider mit fatalen Folgen für die Gesundheit der Kinder. Denn es bleibt selten bei diesen Ausnahmen. Gerade diese ultraverarbeiteten Lebensmittel voller Zucker, Transfette, Salz und Zusatzstoffe sind preisgünstig, verlockend und gesundheitsgefährdend. Doch für die Industrie hat diese frühzeitige Beeinflussung einen klaren Mehrwert: Die Kinder von heute sind die Kund*innen von morgen!

„Der wichtigste Grund für das Übergewichtsproblem: Kinder ernähren sich falsch. Sie essen zu viele Süßigkeiten, fettige Snacks und Fleisch, trinken zu viel Limonade; Obst und Gemüse kommen dagegen zu kurz.“
Foodwatch

Hätten Kinder nur natürliche Lebensmittel zur Verfügung, wären dieser Blog und auch das Buch „Die Nährstoffgeschichte“ überflüssig. Denn die Kinder würden sich intuitiv gesund ernähren.

Frau bietet Burger aus Früchten an.

Es lohnt sich, einige Punkte in der Kinderernährung zu überdenken.

Meine Dos and Don’ts in der Kinderernährung

5 Dos der Kinderernährung

Lebe deinen Kindern eine gesunde Lebensweise vor und zeige ihnen deine Begeisterung für echtes Essen. Denn Kinder, die ihre Eltern täglich auf diese Weise erleben, werden sicher auch selbst irgendwann gern zu natürlichen Lebensmitteln greifen.

Hab den Mut, deine Kinder selbst Erfahrungen machen zu lassen. Denn durch Verbote werden die bunt verpackten Naschereien nur noch attraktiver. Lass sie lernen, selbst das richtige Maß zu finden.

Entzaubere das Marketing der Lebensmittelindustrie. Sprich mit deinen Kindern über die Werbung. Betrachtet sie gemeinsam kritisch, hinterfragt die Aussagen. Beobachtet euch selbst, ob und auf welche Art und Weise die Werbung euch beeinflusst und Bedürfnisse weckt.

Zeig deinen Kindern mit der Nährstoffgeschichte, welche Superkräfte in natürlichen Lebensmitteln stecken. Durch dieses Wissen lernen sie, die Produkte im Supermarkt besser zu unterscheiden: natürliche Lebensmittel (= Superkraft-Essen) versus hoch verarbeitete Lebensmittel (= Schlappmacher-Essen). So können sie nach und nach bessere Entscheidungen beim Einkauf im Supermarkt treffen.

Übe dich in Gelassenheit. Denn natürlich werden sie trotzdem Süßkram kaufen. Wohl aber in dem Wissen, wie wichtig die Nährstoffe in dem gesunden Essen sind, das sie zu Hause von ihren Eltern bekommen.

4 Don´ts der Kinderernährung

  • Verbote und Verzicht
  • schlechtes Gewissen für Naschereien und unperfekte Ernährungsweisen
  • Belohnung mit Essen oder gar Süßigkeiten
  • Zuckerchallenges, Zucker-Bashing, Eltern-Bashing
Kleines Mädchen schielt auf Donuts

Verbote machen Donuts noch verführerischer. Eltern, die diese Fettkringel links liegen lassen, sind ein gutes Vorbild.

Also ist Kinderernährung doch nur eine Frage des Vorbildes, oder was?

Vorbild schön und gut, aber seien wir doch mal ehrlich: Ich bin als Vorbild schon oft an meine Grenzen gekommen, denn manchmal ist das eine sehr uncoole Rolle, oder? In welcher Rolle findest du dich wieder …

… bist du Team Übermutter, Helikoptereltern oder Dinkeldörte? Ich mag diese Begriffe alle nicht, doch mit einer Portion Humor zeigen sie das Dilemma auf:

Da will man alles „richtig“ machen und trotzdem: Überall wird genascht. Die Kinder wollen oder bekommen ständig Süßigkeiten und du denkst nur: „Das kann nicht gesund sein!“

Doch mit deinen gesunden Alternativen bist du ziemlich laaaangweilig– oder eben uncool!? Dabei bist du nur jemand, dem die gesunde Entwicklung deines Kindes wichtig ist. 

Viele Mütter und Väter haben ein schlechtes Gewissen, weil sie sich für die Ernährung ihrer Kinder allein verantwortlich fühlen. Doch sind sie das?

Influencer werben für Junkfood

Für die Influencer*innen ein lohnendes Geschäft, für Kinder eine enorme Beeinflussung mit gesundheitlichen Folgen.

Ungefragt: Wer prägt alles die Ernährungsgewohnheiten unserer Kinder mit?

In Wirklichkeit wollen ganz viele bei der Ernährung unserer Kinder mitmischen, oft mit fragwürdiger Motivation:

  • die Werbebotschaften, die bereits Kindergartenkinder mit ihren Serienheld*innen, Einhörnern und ausgeklügelten Marketingstrategien verführen 
  • bunt glitzernde Produkte, die gern mal Spiel, Spaß und Spannung versprechen
  • die süßen Naschereien, die es als Belohnung oder Mitbringsel gibt
  • die Süßigkeiten, als Zeichen der Liebe oder Aufmerksamkeit
  • die Apotheken, die Kinder gern mit Traubenzuckerchen verwöhnen
  • die Geschäfte, die extra für die Kleinen ein Bonbonglas bereithalten
  • die Junkfluencer*innen, die nicht müde werden, im Internet immer neues Fastfood zu bewerben, um ihre Kassen ordentlich klingeln zu lassen

… um nur einige zu nennen …

Kein Wunder, dass du gegen Windmühlen kämpfst – manchmal bis zur Verzweiflung

Was dir dabei nicht hilft:

Druck.

Zwang.

Verbot.

Verzicht.

Belohnung.

Erpressung.

Zuckerchallenge.

Warum ich Zuckerfreichallenges in der Kinderernährung überflüssig finde

Du hast es schon gemerkt: Was habe ich eigentlich gegen eine Zuckerfeichallenge? Ganz einfach: Der Zucker bekommt in meinen Augen dabei viel zu viel Aufmerksamkeit. Der Verzicht steht im Fokus und alles andere sind Alternativen zum Zucker. So stehen die wertvollen und nährstoffreichen Lebensmittel als freudlose Alternativen zum Zucker da! Naja, wie lange das wohl gut geht?

Mein Tipp: Wechsle die Perspektive!

Von der Zuckerchallenge zur Nährstoffchallenge!

Begeistere deine Kinder für die Superkräfte im Essen und lenke den Fokus auf das echte Essen.

Denn Nährstoffe sind Superkräfte – und Kinder wollen Superkräfte.

Wecke bei deinem Kind lieber echte Begeisterung für natürliche und gesunde Lebensmittel; und lass sie trotzdem naschen.

Kein Verzicht mehr! Esst euch mit natürlichen Lebensmitteln satt. Naschen danach ist okay.

Lass dies zu einer gesunden Gewohnheit deiner Kinder werden.

Keine Verbote mehr! Entwickelt gemeinsam eine Wertschätzung für das gute Starkmacher-Essen, das die Natur uns schenkt.

FAZIT:
10 Punkte, wie du im Alltag den Fokus auf dem gesunden Essen behältst

 

Fragt euch gemeinsam

 

    1. Wo kommt das Essen her?
    1. Aus der Natur oder aus der Fabrik?

 

Macht es euch zur Gewohnheit

 

    1. Schaut auf die Rückseite der Verpackungen!
    1. Was steckt da drin?
    1. Wollen wir das wirklich essen?

 

Geht gemeinsam einkaufen

 

    1. Beziehe deine Kinder früh in die Entscheidungen ein.
    1. Lass sie eigene Entscheidungen treffen und eigene Erfahrungen sammeln.

 

Behalte deine eigenen Gewohnheiten in Blick

 

    1. Bleib entspannt und gelassen, wenn deine Kinder die verschiedenen Lebensmittel entdecken – auch die ungesunden.
    1. Konzentriere dich auf deine eigene nährstoffreiche Ernährung.
    1. 10. Lebe deinen Kindern täglich gesunde Essgewohnheiten vor.

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Was ist das Ziel der Nährstoffgeschichte?

Junge spielt ein Videospiel auf der Couch und isst nebenbei Fastfood.

Als Team der Nährstoffgeschichte haben wir die Vision, Kinder für die gemüsialen Superkräfte der Nährstoffe zu begeistern.

Kinder werden mit der Nährstoffgeschichte …

  • … entdecken, in welchem Essen und Trinken die Superkräfte stecken.
  • … die Nährstoffis kennenlernen – das sind die wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe – und wofür unser Körper sie braucht.
  • … den Unterschied natürlicher und industriell gefertigter Lebensmittel kennenlernen und herausfinden, wie sie diese unterscheiden.
  • … lernen, sich bewusst für oder gegen industriell verarbeitete Lebensmittel entscheiden – auch im Supermarkt.
  • … meist erst dann naschen, wenn sie vorher genug Nährstoffe gegessen haben.
  • … erfahren, wie gut gesundes Essen schmeckt.