Welches Essen willst du für deine Kinder? hochVERARBEITET oder hochWERTIG?

von | Gesunde Kinderernährung, Kinderbuch gesunde Ernährung, Schrottsky

Lesedauer 9 Minuten

Supermärkte sind vollgestopft mit Lebensmitteln und Getränken, die meistens behaupten, gesund zu sein. Wie sollen wir uns also durch den Dschungel der Möglichkeiten kämpfen und für unsere Familie die richtigen Lebensmittel kaufen, ohne dass wir dafür Ernährungsexpert*in sein müssen?

Wonach suchst du, wenn du deine Einkäufe im Supermarkt auswählst? Achtest du eher auf die Werbeversprechen der Produkte, auf den Preis oder auf die Zutatenliste? Hast du bestimmte Marken, denen du vertraust?

Lässt du dich von Werbeaussagen lenken oder schaust du kritisch auf die kleingedruckte Zutatenliste?

Wichtig: die im Lebensmittel enthaltenen Nährstoffe!

Wichtig: die im Lebensmittel enthaltenen Nährstoffe!

Welche Rolle spielen die Nährstoffe in deiner Überlegung? Achtest du auf die Vitamine und Mineralstoffe in den Lebensmitteln, wenn du sie auswählst?

Puh, so viele Fragen! Doch du bist damit nicht allein. Viele Eltern sind sich nicht sicher, worauf sie beim Einkauf von Lebensmitteln wirklich achten sollen. Aber keine Sorge, ich höre ja schon auf zu fragen und möchte dir lieber eine ganz einfache Antwort geben:

Lass den Schrott weg und konzentriere dich auf natürliche, wenig verarbeitete und nährstoffreiche Lebensmittel!

Dies war meine Entwicklung beim Einkaufen. Erkennst du dich wieder?

  1. Ich kaufe spontan und eher nach Lust und Laune. (naja)
  2. Ich erstelle zuerst eine Einkaufsliste, an die ich mich mehr oder weniger halte. (schon besser, doch zu anfällig für Marketing))
  3. Ich kaufe hauptsächlich Grundzutaten, die nicht oder nur wenig verarbeitet sind. (Ja, das ist einfach!)
  4. Ich möchte mein Geld nicht großen Konzernen, sondern kleineren Produzenten geben. (Mein „Gamechanger“)

Denke daran: Hochverarbeitete Lebensmittel liegen in der Hand weniger Konzerne

Aus dieser Perspektive fällt es oft leichter, bestimmte Produkte einfach im Regal zu lassen.

Aus dieser Perspektive fällt es oft leichter, bestimmte Produkte einfach im Regal zu lassen.

Sprich mit deinen Kindern beim Einkaufen über deine Überlegungen.

Fragt euch gemeinsam statt:

Was wollen wir kaufen?

… und auch mal

Wem wollen wir unser Geld geben?

Beobachte dich selbst bei deinem Einkaufsverhalten

Einkaufen ist eine großartige Möglichkeit, um sich selbst besser kennenzulernen. Wenn du aufpasst, kannst du viel über deine Bedürfnisse, deine Vorlieben und deine Abneigungen lernen.

Es könnte hilfreich für dich sein, dir für eine Weile Notizen darüber zu machen, was deine Familie regelmäßig isst und trinkt, besonders wenn du versuchst, die Ernährung der Familie gesünder zu gestalten.

Denn das bewusste Einkaufen ist der Grundstein für eine gesunden Ernährung.

Schon bei der Auswahl der Lebensmittel triffst du wichtige Entscheidungen für die Nährstoffe, die vor allem dein Kind für sein gesundes Wachstum braucht.  

Achte doch mal auf deine Gewohnheiten, denn es ist so einfach, in den Supermarkt zu gehen und immer wieder die gleichen Lebensmittel zu kaufen. Aber sind sie wirklich das Beste für deine Familie?

Hast du dir schon die Praktischen Nährstoffi-Tipps für mehr Superkräfte im Familienalltag runtergeladen? Dort findest du viele nützliche Tipps, um durch Austauschen und Ergänzen die Ernährung deiner Familie gesünder zu gestalten.

Qualität entscheidet: Hochverarbeitet oder hochwertig 

Aus meiner Sicht steht die Entscheidung, ob man sich für hochverarbeitete oder hochwertige Lebensmittel entscheidet, noch vor der Entscheidung, ob man sich nach einer bestimmten Ernährungsform wie zum Beispiel vegetarisch, vegan, paleo oder was auch immer ernähren möchte.

Wichtiger ist doch die Frage: Für welche Lebensmittel entscheidest du dich im Supermarkt, um deine persönliche Ernährungsform zu praktizieren?

Denn man kann mithilfe sehr vieler hochverarbeiteter Lebensmittel wunderbar vegan leben. Doch diese Produkte bestehen meist hauptsächlich aus Zucker, Salz und Fett. Kein Problem für die Ernährungsform! Diese drei Zutaten sind alle vegan.

Das ist jedoch keine gesunde Ernährung. Eine vollwertige Ernährungsweise mit vielen natürlichen Lebensmitteln, also viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukten und, wer mag, wenigen tierischen Lebensmitteln aus biologisch-nachhaltiger Haltung und mit Grasfütterung, kann dann deutlich gesünder sein.

„Eine bestimmte Ernährungsform, zum Beispiel vegan, ohne Fokus auf die Qualität ist nicht automisch gesünder.“

Maren Bucec I Ernährung-Einfach-Machen

Familie beim Einkaufen von Gemüse

Beim Einkaufen mit Kindern über seine Kaufentscheidungen zu sprechen, lohnt sich. 

Daher stelle ich mir und meiner Familie eher die Frage: Entscheiden wir uns für hochVERARBEITETE Lebensmittel mit billigen Zutaten, die wenigen Konzernen gewaltigen Profit bringen – oder für hochWERTIGE Zutaten voller Nährstoffe und Ballaststoffe.

Diese Sichtweise zu erlangen, war für mich ein Prozess, der Zeit gebraucht hat und der sich gelohnt hat. Ich möchte dich ermutigen, diese Sichtweise in deine Entscheidungen einfließen zu lassen!

Setze dich damit auseinander, wie die Produzenten der hochverarbeiteten Produkte dich und vor allem auch dein Kind manipulieren. Lies hier, welche Rolle der hohe Anteil an Zucker, Fett, Salz und Zusatzstoffen dabei spielt.

Damit du dein Kind bereits früh mit dieser Sichtweise vertraut machen kannst, habe ich Die Nährstoffgeschichte geschrieben! Lest sie am besten gemeinsam und lasst mich wissen, ob sie euch in eurem Alltag zu Veränderungen inspiriert hat.

Was bedeutet „hochverarbeitete Lebensmittel“? Am Beispiel des Leibniz Butterkekses

Stell dir vor, du hast 5 bis 20 verschiedene Zutaten zur Verfügung, vorrangig Zucker, Fett, Salz und einige Zusatzstoffe aus dem Chemielabor*.

Damit hast du die perfekte Basis an günstigen Zutaten, um unendlich viele verschiedene Produkte zu kreieren!

Ein perfektes und hochemotionales Marketing macht die Produkte dann bei deiner Zielgruppe bekannt, sodass es für deine Kund*innen zum guten und trendigen Lebensstil gehört, diese Produkte zu kaufen.

Juhuu, die Kasse klingelt und beflügelt deine Fantasie, sodass du immer wieder neue Produkte in die Regale der Supermärkte bringst!

 

*Beispiel für Großhändler mit Aromastoffen

Ein Einkaufswagen voller Snacks, zwischen Supermarktregalen.

Die Auswahl der verschiedenen Snacks, Süßwaren und Softdrinks ist in Supermärkten oft riesig.

Ja, leider, so ist es: Zucker, Fett, Salz und Zusatzstoffe; das sind die Grundzutaten industriell gefertigter Mixturen, aus denen die Industrie nahezu jedes beliebige Produkt herstellen kann.

Grafik mit grinsendem Keks.

Er hat gut lachen, der Keks aus Weizenmehl, Zucker, Butter und Invertzuckersirup. Die Nährstoffe allerdings gehen hier leer aus.

Schauen wir uns das Prinzip mal kurz am Beispiel des Leibniz Butterkekses* an:

*Ich erhalte übrigens kein Geld für die Markennennung.

Mit akribischer Sorgfalt wurden hier Zutaten zusammengestellt, um das Lebensmittel „Keks“ länger haltbar zu machen, und um ihm den richtigen „Knack“ zu geben.

„Bis zu 4 Jahre braucht ein Bahlsen-Produkt von der Idee bis zur ersten Auslieferung. Es muss Crash-Tests bestehen – krümeln verboten, knacken erlaubt – und Sounddesigner sorgen für das richtige Knusper-Geräusch.“
Bild-Zeitung über den Leibniz Keks

Echt jetzt?

Das ist das Ergebnis vier Jahre langer Entwicklung?

Zutaten und Inhaltsstoffe des Leibniz Butterkekses:

Weizenmehl, Zucker, Butter 12%, Invertzuckersirup, Backtriebmittel: Natriumhydrogencarbonat und Dinatriumdiphosphat, Süßmolkenpulver, Vollmilchpulver, Salz, Emulgator: Sojalecithin, Säuerungsmittel: Citronensäure, Aroma (Milchzucker), Volleipulver

 

Zugegeben, die unternehmerische Geschichte der Firma Leibniz ist sicher beeindruckend, doch am Ende sind es bunt verpackte und emotional beworbene Produkte aus Zucker, Fett und Zusatzstoffen. Punkt.

Ups, auf Leibniz-Webseite klingt das ganz anders:

„Wo wir die Art von Keksen herstellen, die den Alltag ein wenig schöner machen. Wir stellen nicht nur Dinge her, die dich ernähren. Sondern auch Dinge, die dir wirklich etwas geben. Die nahrhaften Dinge des Lebens. Und die, die glücklich machen.

 Wir sind da für jede Art von Familie. Und jede Art von Eltern. Für alle, die sich um Kinder kümmern und sie umsorgen.“
Die Leibniz-Story

Kinder mit verschiedenen Früchten

Diese Kinder wissen wohl besser als die Firma Leibniz, welche „Dinge, ihnen wirklich etwas geben. Und welche die nahrhaften Dinge des Lebens sind.“

„Liebe Familie Leibniz,

warum stellt ihr dann nicht Kekse aus hochwertigen Zutaten her, ohne Zusatzstoffe und übermäßigen Zucker, welche gerade Kinder im Wachstum nicht gebrauchen können? Wo sind denn die Nährstoffe in euren Produkten? Denn das sind die nahrhaften Dinge des Lebens, die uns wirklich etwas geben!“ Maren Bucec / Die Nährstoffgeschichte

Hochverarbeitete Lebensmittel sind Fertiggerichte, gesüßte Getränke, Kekse, Chips und Süßigkeiten

Ja klar, ich weiß: Hochverarbeitete Lebensmittel sind oft sehr lecker und einfach zu konsumieren. Sie können auch ihren Platz in unserem Leben haben, doch nicht mit einer solchen werbegestützten Präsenz, dass natürliche Lebensmittel dagegen „alt aussehen“.

Grafik mit Gummibärchen

Apfelgummibärchen vs. Apfel: Kennen deine Kinder den Unterschied?

Nochmal: Hochverarbeitete Lebensmittel sind meistens energiereiche und nährstoffarme Lebensmittel. Sie enthalten oft viele ungesunde Zusatzstoffe wie z. B. Zucker, Salz, Fett und Transfette – natürliche Lebensmittel stecken dagegen voller lebenswichtiger Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe. Meist hübsch verpackt in wertvolle Ballaststoffe!

Also: Welche Lebensmittel haben die überzeugenderen Argumente?

Doch die natürlichen und nährstoffreichen!
Denn Nährstoffe sind Superkräfte!

Als Eltern sollten wir uns bewusst sein, dass hochverarbeitete Lebensmittel nicht nur ungesund sind, sondern auch einige potenziell negative Auswirkungen auf die Gesundheit unserer Kinder haben können.

Woraus bestehen hochverarbeitete Lebensmittel?

Dass Lebensmittel länger haltbar sind, ist nicht nur ein Vorteil für uns, sondern auch für die Industrie. Durch die Verarbeitung von Lebensmitteln wird sichergestellt, dass sie weniger schnell verderben und dadurch für die Vorratshaltung geeignet sind. Das sind wichtige Errungenschaften für unsere Gesellschaft.

Zucker, Fett und Salz – die drei wichtigsten Zutaten hochverarbeiteter Lebensmittel

Zucker: Während des ursprünglichen Zieles, Lebensmittel zu verarbeiten, um sie länger haltbar zu machen, wurde entdeckt, dass die Zugabe großer Zuckermengen das Bakterienwachstum behindert! z.b. Marmelade

Fett: Durch die Erhöhung des Fettanteils kann der Wassergehalt reduziert werden, was ebenfalls das Wachstum von Bakterien und Pilzen vermindert. z.b. Wurstwaren

Salz: Mit der Zugabe von Salz wird das Wachstum von Mikroben gehemmt, was ebenfalls die Haltbarkeit und Lagerfähigkeit von Lebensmitteln verlängert. z.b. Kekse

Zusatzstoffe in Zutaten

Bereits während der Verarbeitung von Zutaten werden Enzyme und chemische Stoffe beigemengt, die aber später auf der Zutatenliste nicht mehr auftauchen müssen. Denn dieses sind dann „Zusatzstoffe in Zutaten“, und das bedeutet:

„Wenn ein Zusatzstoff über eine Zutat ins Lebensmittel gelangt und in dem Endprodukt keine technologische Wirkung ausübt, muss er nicht gekennzeichnet werden.“ Lebensmittelklarheit

 Gerade die Backmischungen der großen Bäckereien enthalten diese Zusatzstoffe in den Zutaten, die dann aber für uns Verbraucher*innen nicht mehr deklariert werden müssen. Mein Doku-Tipp, wenn du gern mehr darüber erfahren möchtest: „Unser Brot“ vom NDR

Verarbeitungshilfsstoffe

Auch von den Verarbeitungshilfsstoffen erfahren wir Verbraucher*innen nichts, da diese nur zur Herstellung eines Lebensmittels verwendet werden und später wieder entfernt werden.

So muss zum Beispiel Gelatine, die in einigen Getränken wie Wein, Bier und Fruchtsäften als Klärungsmittel verwendet wird, nicht genannt werden.

Lösungsmittel und Trägerstoffe

Auch Lösungsmittel und Trägerstoffe gelten nicht als Zutaten.

Dies können

  • Alkohol
  • Speiseöl
  • Zucker
  • Maltodextrin

sein, die nur in der technologisch erforderlichen Menge verwendet werden. Auch sie erscheinen nicht in der Zutatenliste.

Ist das noch lecker? Hochverarbeitete Lebensmittel

Die Optik, die Textur und der Geschmack von hochverarbeiteten Lebensmitteln wird also nur durch zahlreiche Verarbeitungsschritte und Zusatzstoffe erreicht. Dabei wird der Geschmack wird so manipuliert, dass er uns zu permanentem Konsum verleiten soll.

Mein Fazit

Wenn andere schwärmen „Hmmmm, das ist ja soooo lecker“, liegt mir die Antwort auf den Lippen: „Kein Wunder, es besteht ja auch fast nur aus Zucker, Fett, Salz und Zusatzstoffen.“

Natürlich spreche ich es nicht immer laut aus, denn es bringt nichts, anderen den Genuss zu verderben. Doch ich rede gern über Zutaten und rege dazu an, sich mit den Inhaltstoffen der Lebensmittel zu beschäftigen.

„Weißt du eigentlich, WAS du da isst?“, ist dafür eine sehr gute Einstiegsfrage. Probiere es doch mal aus, auch bei deinen Kindern!

Was ist das Ziel der Nährstoffgeschichte?

Als Team der Nährstoffgeschichte haben wir die Vision, Kinder für die gemüsialen Superkräfte der Nährstoffe zu begeistern.

Kinder werden mit der Nährstoffgeschichte …

  • … entdecken, in welchem Essen und Trinken die Superkräfte stecken. 
  • … die Nährstoffis kennenlernen – das sind die wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe – und wofür unser Körper sie braucht.
  • … den Unterschied natürlicher und industriell gefertigter Lebensmittel kennenlernen und herausfinden, wie sie diese unterscheiden.
  • … lernen, sich bewusst für oder gegen industriell verarbeitete Lebensmittel entscheiden – auch im Supermarkt.
  • … meist erst dann naschen, wenn sie vorher genug Nährstoffe gegessen haben.
  • … erfahren, wie gut gesundes Essen schmeckt.

Maren Bucec ist die Initiatorin der Nährstoffgeschichte. Während ihrer Ausbildung zum Ernährungscoach kam ihr die Idee. Sie war fasziniert davon, was Nährstoffe alles bewirken können. Wenn schon Kinder wüssten, dass sie durch das Essen von Nährstoffen selbst Superkräfte bekommen, hätten sie bestimmt viel mehr Lust auf gesundes Essen, dachte sie. Das war der Urknall für die Nährstoffgeschichte.