Welche verarbeiteten Lebensmittel sind gesund?

von | Schrottsky, Tricks der Lebensmittelindustrie, Verarbeitete Lebensmittel

Lesedauer 9 Minuten

Wir Eltern sind immer auf der Suche nach gesunden und ausgewogenen Lebensmitteln für unsere Kinder, doch oft haben wir nicht die Zeit oder das Geld um alles frisch zu kaufen.

Haltbare Lebensmittel können eine gute Ergänzung zu einer gesunden Ernährung sein und sind in unserem herausfordernden Alltag von Vorteil. Klar, sind frische Lebensmittel am besten, doch diese haltbaren Lebensmittel können auch ihren Platz in der Küche bekommen:

  • Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen, Erbsen als Konserven
  • Obst als Konserve oder Tiefkühlware
  • Gemüse als Konserve oder Tiefkühlware
  • Passierte Tomaten oder Tomatenmark
  • Käse und Milchprodukte
  • Fisch in Konserven
  • Vollkornprodukte, ohne Zusatzstoffe
Konserven auf einem Holztisch, mit der Ansicht von oben

Es gibt auch verarbeitete Lebensmittel, die Nährstoffe enthalten und somit Teil einer gesunden Ernährung sein können.

Obst und Gemüse wird meist direkt nach der Ernte konserviert und viele Nährstoffe bleiben dadurch erhalten. Obst enthält noch viele gesundheitsfördernde Polyphenole, auch wenn Vitamin C durch das Konservieren weitgehend verloren geht.

Tiefgekühltes Obst und Gemüse kann in seinem Nährstoffgehalt mit den frischen Produkten größtenteils mithalten und ist daher zur Vorratshaltung durchaus zu empfehlen.

„Wenig verarbeitete Lebensmittel sind physiologisch wertvoller als hochverarbeitete; wir müssen dringend umdenken und unser Wissen über unsere Ernährung erweitern, wenn wir die Flut an industriellen Lebensmitteln ohne Nährwert eindämmen wollen.“

Aus: „Die Wahrheit über unser Essen“ von Tim Spector

5 schnelle Fakten für deinen Einkauf im Supermarkt

  1. Achte auf die Zutatenliste. Mach dir bewusst, dass alles, was du nicht verstehst, chemische Zusatzstoffe sind.
  2. Achte auf den Verarbeitungsgrad – kennst du die Grundzutaten des Produktes und willst du sie wirklich essen? Zum Beispiel: Gelatine in Fruchtgummis.
  3. Achte auf Ballaststoffe: Deine Gesundheit sitzt im Darm und dieser braucht Ballaststoffe und Nährstoffe – beides bekommst du vor allem durch Gemüse, außerdem machen Ballaststoffe länger satt.
  4. Kaufe Grundzutaten oder möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel wie zum Beispiel Naturjoghurt statt Fruchtjoghurt.
  5. Lass Snacks weg. Sie kosten unnötig Geld, bringen wenig Nährstoffe und machen nicht satt. Snacken ist übrigens alles, was nicht zu einer richtigen Mahlzeit gehört. Wenn es mal sein muss, dann kaufe sie bewusst und nicht getrieben durch Hinweisreize.

Denke daran: Hochverarbeitete Lebensmittel liegen in der Hand weniger Konzerne

Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass die meisten der Produkte, die sie kaufen, von denselben zehn riesigen Lebensmittelkonzernen hergestellt werden. Diese Konzerne sind:

  1. Nestlé
  2. PepsiCo
  3. Unilever
  4. Mondelēz International
  5. Coca-Cola
  6. Mars
  7. Danone
  8. Associated British Foods
  9. General Mills
  10. Kellogg’s

 

Diese Unternehmen produzieren eine Vielzahl von Produkten, darunter Getränke, Süßigkeiten, Kekse, Knabbereien, Fertiggerichte, Tiefkühlkost, Mehl und Backwaren, Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren.

„Während die Preise für Obst und Gemüse im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte stetig gestiegen sind, wurde stark verarbeitetes Junkfood immer billiger.“

Aus: „Die Wahrheit über unser Essen“ von Tim Spector

Viele Verbraucher*innen machen sich recht wenig Gedanken darüber, woher unsere Lebensmittel kommen, solange sie lecker sind. Ich denke jedoch, wir sollten uns alle damit beschäftigen, denn wir Kund*innen haben einen großen Einfluss mit den täglichen Entscheidungen, die wir beim Einkaufen treffen.

Es ist wichtig, denn diese oben genannten zehn Konzerne haben einen enormen Einfluss darauf, was wir essen und trinken. Sie entscheiden, welche Produkte sie herstellen und in welchen Ländern sie diese verkaufen. Damit machen sie gewaltige Umsätze, teils mit billigen Zutaten und schädlichen Produktionsbedingungen.

Junkfood und die Globalisierung des ungesunden Lebensstils

Es ist eine traurige Wahrheit, dass die Fertignahrung weltweit auf dem Vormarsch ist. Es gibt Junkfood für alle!

Experten sprechen sogar von einer „Generation Fast-Food“.

Eine Generation, die durch ultra-hochverarbeitete Lebensmittel eine geringere Lebenserwartung haben wird.

Junkfood, oder auch Fast-Food, sind Lebensmittel, die nicht nur ungesund sind, sondern durch die Marktmacht weniger Konzerne auch zur Globalisierung des ungesunden Lebensstils beitragen.

Diese Art von Lebensmitteln ist billig und einfach herzustellen und damit für die Hersteller sehr attraktiv. Junkfood enthält viele ungesunde Zutaten wie z.B. übermäßig viel Zucker, Salz und Fett. Sie sind oft stark verarbeitet und enthalten künstliche Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker.

Gerade für die Entwicklungsländer ist die Verbreitung der hochverarbeiteten Lebensmittel ein großes Problem, denn sie verdrängen die einheimischen Produkte, wie es dieser Artikel vom Handelsblatt zeigt.

Eine sehr empfehlenswerte Dokumentation über die Ausbreitung der Konzerne in die Entwicklungsländer ist:

Das Geschäft mit der Armut: Wie Lebensmittelkonzerne Entwicklungsländer erobern

„Die Gesundheitssysteme in Schwellen- und Entwicklungsländern sind somit doppelt belastet (Double Burden of Malnutrition): zum einen aufgrund der Herausforderungen durch Hunger und Unterernährung sowie zum anderen aufgrund von Überernährung und Übergewicht.“
Brot für die Welt

Fast-Food- Weltkarte

Wollen wir das wirklich? Auch du entscheidest mit deinem täglichen Einkauf über die Macht der Konzerne. Und es lohnt sich, nach Alternativen Ausschau zu halten!

Hochverarbeitet und „gesund“, „bio“, „natürlich“, „fettarm“ oder „extra für Kinder“

Bevor du das nächste Mal ein Lebensmittel im Supermarkt kaufst, stell dir also folgende Fragen:

  • Wie wurde es hergestellt?
  • Aus welchen Zutaten besteht es?

Leider ist es so, dass viele der auf Lebensmitteln angegebenen Begriffe irreführend sind und nichts über den Herstellungsprozess und das Endprodukt aussagen.

Zum Beispiel:

  • “gesund”
  • “bio”
  • “natürlich”
  • “fettarm”
  • “extra für Kinder”
  • „zuckerfrei“
  • „vegan“

Daher ist entscheidend, direkt auf die Zutatenliste zu schauen, statt auf Werbeversprechen zu achten!

Viele Lebensmittelunternehmen versuchen, die Zusammensetzung ihrer Produkte zu ändern und die lange Liste von Inhaltsstoffen durch die Zugabe von „gesund klingenden“ Zutaten wie natürlichen Pflanzenölen, naturidentischen Geschmacksstoffen oder Vollkornmehl zu ergänzen.

Dies ermöglicht es ihnen, die Snacks dann erfolgreich zu vermarkten. Allerdings sind diese Änderungen oft nur oberflächlich und haben keinen großen Einfluss auf die Nährwerte der Lebensmittel.

Denn es bleiben hochverarbeitete Lebensmittel, die jede Menge Zucker, Fett und Salz sowie eine Reihe dubioser chemischer Stoffe enthalten.

Auf der Verpackung von Lebensmitteln steht oft, dass sie den Zucker-, Salz- oder Fettgehalt reduzieren. Dies kann für uns Eltern ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl von Lebensmitteln für unsere Kinder sein.

Allerdings fügen Hersteller diesen Produkten oft neue Zusatzstoffe hinzu, um sie als salz-, zucker- oder fettarm zu vermarkten. Diese Zusatzstoffe sind häufig genauso ungesund und können die Gesundheit deines Kindes negativ beeinflussen.

Fettarmen Produkten wird erst Fett entzogen, um es dann durch Zucker und Süßstoffe zu ersetzen.

Es ist egal, was dir Werbeversprechen auf der Verpackung erzählen: Schau selbst auf die Zutatenliste!

Es ist egal, was dir Werbeversprechen auf der Verpackung erzählen: Schau selbst auf die Zutatenliste!

Fruchtjoghurts sind Junkfood

Fruchtjoghurts sind ein gutes Beispiel für die Praxis des als gesund getarnten Junkfoods. Sie verzeichnen in den letzten 30 Jahren enorme Umsatzzuwächse.

Dieser Erfolg ist auf eine geschickte Marketingstrategie zurückzuführen, die Eltern dazu bringt, ihren Kindern diese Joghurts, oder „Fruchtzwerge“, als gesunde Alternative zu anderen Snacks und Desserts zu geben.

Tatsächlich sind Fruchtjoghurts jedoch alles andere als gesund. Sie enthalten zwar Vitamine und Mineralien, sind aber auch reich an Zucker und enthalten künstliche Aromen und Farbstoffe.

Gluten- oder laktosefreie Produkte sind eher Junkfood als gesund

Gluten- oder laktosefreie Produkte sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. Viele Menschen, die unter einer Glutenunverträglichkeit oder einer Laktoseintoleranz leiden, greifen zu diesen Produkten, weil sie denken, sie seien gesünder. Doch das stimmt nicht.

Gluten- und laktosefreie Produkte sind oft stark verarbeitet und enthalten viele Zusatzstoffe. Sie sind eigentlich eher Junkfood als gesunde Nahrung. Als Eltern sollten wir daher vorsichtig sein, ob wir unseren Kindern diese Produkte geben wollen.

Sofern du nicht an einer Zöliakie oder Glutensensitivität leidest, empfehle ich dir, lieber auf qualitativ hochwertige Brote vom (Bio-)Bäcker zurückzugreifen.

Vorsicht jedoch bei Bäckereiketten, die meist mit fertigen Backmischungen backen. Beides, also Backmischungen und auch industriell gefertigte Brote, enthalten leider viele Zusatzstoffe, die den Darm langfristig schädigen können.

Dazu empfehle ich dir die Dokumentation des NDR: Unser Brot

Bäcker knetet Brot

Pures Brot aus natürlichen Zutaten ist ein wertvolles Lebensmittel, trotz Gluten.

Es lohnt sich, diese Alternative auszuprobieren und wieder die Freude am Brot zu entdecken, welches nur aus natürlichen Zutaten wie Mehl, Hefe, Wasser und Salz besteht.

Ebenfalls wichtig für die Verträglichkeit des Brotes ist die lange Teigruhe. Denn gutes Brot braucht Zeit und daher ist die Backtechnik entscheidend für gutes Brot.

„Ein gutes Vollkornbrot vom Bäcker ist in der Regel gesünder als industriell hergestellte glutenfreie Produkte wie Reiswaffeln oder abgepackte Brote aus Maisstärke oder Sojamehl. Auch der Ersatz eines Müslis aus Getreideflocken durch Reisflocken macht ernährungsphysiologisch wenig Sinn. Denn Vollkorn enthält viele Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Zudem sind glutenfreie Produkte oft deutlich teurer.“ foodwatch

Fruchtsaftgetränke und Quetschies sind Junkfood

In den letzten Jahren sind Fruchtsaftgetränke für Kinder immer beliebter geworden. Sie sind nicht nur lecker, sondern auch niedlich verpackt und werden oft mit Comic-Figuren beworben.

Doch viele Eltern wissen nicht, dass diese Getränke oft mehr Zucker enthalten als eine Dose Cola.

Auch “Quetschies” oder Apfelmus aus reinem Fruchtpüree sind keine gesunden Lebensmittel. Ein frischer Apfel hat ein anderes Nährstoffprofil als stark verarbeitetes Apfelmus aus dem Glas.

Kinderwurstprodukte sind Junkfood

Viele Kinderprodukte enthalten große Mengen an Salz, wie zum Beispiel die Würstchen von Ferdie-Fuchs. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert regelmäßig die täuschenden Werbeaussagen, mit denen Verbraucher*innen in die Irre geführt werden.

Schau mal, mit welchen täuschenden Werbeaussagen die Würstchen präsentiert werden:

  • „täglichen Beitrag für die gesunde Ernährung“
  • „stärkere Knochen und Zähne“,
  • „reibungslosen Stoffwechsel“
  • „Nur das Beste für Ihr Kind“
  • „30 Gramm weniger Fett durch mehr mageres Fleisch“

Echt jetzt? Wer braucht das?

Blauer Teller mit Kinderwürstchen, Reis und Erbsen.

Würstchen ist nicht gleich Würstchen: Die Qualität macht den Unterschied. Statt dem hochverarbeiteten „Kinderwürstchen“, wähle besser ein Würstchen vom Fachmann, von Tieren aus nachhaltiger Haltung mit Grasfütterung.

„Kinder essen ohnehin schon zu viel Salz. Den Eltern ein so salziges Produkt als täglichen Beitrag zur gesunden Ernährung zu verkaufen, entlarvt sich schnell als Etikettenschwindel – ehrlicher wäre es, von einem täglichen Beitrag zu späterem Bluthochdruck zu reden “

„Die Werbemasche funktioniert nach dem Muster: Comicfiguren für die Kinder, Gesundheitsbotschaften für die Eltern – angesichts des hohen Salzgehalts sind die Kinder-Würste jedoch alles andere als ausgewogene Zwischenmahlzeiten“, so Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne 
abgespeist.de.

Was sagt der Nutri-Score über ein Lebensmittel aus

Es wäre eine gute Lösung! Ein System, am besten präsent auf der Verpackung, welches den Verbraucher*innen anzeigt, ob dieses Lebensmittel „gesund“ ist.

Natürlich so einfach, dass es auch Kinder schon verstehen könnten. Das wäre was!

Kennst den Nutri-Score? Den kleinen Ampel-Balken auf Lebensmittelverpackungen? Eigentlich sollte er genau das leisten.

Das Ampelsystem des Nutri-Scores bewertet Lebensmittel nach ihrem Nährwertgehalt. Damit soll dieser Nährwert für Verbraucher*innen sofort sichtbar sein und klassische Nährwerttabellen vereinfachen und ergänzen. Doch über gesund und ungesund sagt dieser Score nicht viel aus, denn er beachtet keine Vitamine und Mineralstoffe.

Ist der Nutri-Score also doch nicht die Lösung?

Leider nicht. Die Qualität und der Nährwert eines Produktes lassen sich nicht allein an dem Gehalt von Zucker, Fett und Salz bemessen. Das zeigt auch die vielfältige Kritik am Nutri-Score, die in den letzten Jahren laut geworden ist.

Zu diesem Thema möchte ich dir den Blogartikel von „Schnell Einfach Gesund“ ans Herz legen. Er klärt sehr verständlich über die Tücken des Nutri-Scores auf:

Lies dazu: Kritik am Nutri-Score – was läuft hier schief?

Das Kennzeichen sagt jedoch nichts darüber aus, ob ein Lebensmittel gesund oder ungesund ist, da nur gesundheitlich unbedenkliche Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden dürfen. Der Nutri-Score gibt einen Gesamtüberblick über den Nährstoffgehalt – stellt aber keine Nährstoffe einzeln da.“
Bundesregierung

Mein Fazit

Vertraue dem Prozess und gib dir Zeit. Ein gutes Zeichen wird es sein, wenn du viele hochverarbeitete Lebensmittel im Supermarkt nach und nach links liegen lässt und auf einmal neue Produkte entdeckst, die durch fehlendes Marketing nicht so sehr im Fokus stehen. Zum Beispiel: Hülsenfrüchte, Nüsse, Kerne, Oliven, Hummus und Sprossen.

Auch Besuche auf dem Wochenmarkt, im Biomarkt oder in einem Hofladen möchte ich dir von Herzen empfehlen.

Was ist das Ziel der Nährstoffgeschichte?

Als Team der Nährstoffgeschichte haben wir die Vision, Kinder für die gemüsialen Superkräfte der Nährstoffe zu begeistern.

Kinder werden mit der Nährstoffgeschichte …

  • … entdecken, in welchem Essen und Trinken die Superkräfte stecken. 
  • … die Nährstoffis kennenlernen – das sind die wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe – und wofür unser Körper sie braucht.
  • … den Unterschied natürlicher und industriell gefertigter Lebensmittel kennenlernen und herausfinden, wie sie diese unterscheiden.
  • … lernen, sich bewusst für oder gegen industriell verarbeitete Lebensmittel entscheiden – auch im Supermarkt.
  • … meist erst dann naschen, wenn sie vorher genug Nährstoffe gegessen haben.
  • … erfahren, wie gut gesundes Essen schmeckt.

Maren Bucec ist die Initiatorin der Nährstoffgeschichte. Während ihrer Ausbildung zum Ernährungscoach kam ihr die Idee. Sie war fasziniert davon, was Nährstoffe alles bewirken können. Wenn schon Kinder wüssten, dass sie durch das Essen von Nährstoffen selbst Superkräfte bekommen, hätten sie bestimmt viel mehr Lust auf gesundes Essen, dachte sie. Das war der Urknall für die Nährstoffgeschichte.