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Kennst du das? Dein Kind weint, schreit und tobt und du weißt gerade nicht, was du noch tun kannst. Du hast versucht, es zu beruhigen, aber nichts funktioniert.

Dann, in einem Moment der Verzweiflung, bietest du ihm einen Keks oder Ähnliches an. Dein Kind hört auf zu weinen und du bist erleichtert.

In dieser Situation denkst du nicht darüber nach, was durch den Keks eigentlich gerade passiert ist, sondern du bist heilfroh, das Problem spontan gelöst zu haben – und damit bist du nicht allein!

Kleines Mädchen isst gierig einen Keks.

Foto: © depositphotos

Kann schon mal zu einem Wutanfall führen. Der starke Appetit nach Keksen oder anderen Produkten, die Zucker und Fett enthalten. Oder hatte dein Kind schon mal einen Wutanfall, weil es dringend Brokkoli oder Möhren wollte?

Trotzdem birgt diese Strategie Risiken. Wenn du dein Kind immer wieder mit Essen beruhigst, belohnst oder tröstest, wird es irgendwann so sein, dass es auf diese Weise die Süßigkeiten vehement einfordert.

Wie war das eigentlich bei dir? Hast du als Kind Essen oft als Tröster oder Belohnung empfunden, und ist das vielleicht heute noch so?

Das wäre nicht ungewöhnlich, und damit bist du ebenfalls nicht allein. Schau dich mal um, überall wird stets und ständig gefuttert! Dadurch ist es etwas Alltägliches und eine Gewohnheit, sich mit Essen und Trinken zu „verwöhnen“.

Diese Gewohnheit geht so weit, dass wir irgendwann nicht mehr darüber nachdenken, wann und was wir essen.

Diese Schwelle ist gefährlich, denn wenn sie erst mal überschritten ist, gibt es oft kein Halten mehr. (1)

Der Zucker-, Fett- und Salz-Teufelskreis zum Übergewicht

Yeah, ab aufs Sofa – das hast du dir jetzt verdient. Dazu gönnst du dir eine schöne Pizza, wie in der letzten Woche. Doch diesmal hast du ja auch noch dieses besondere Eis im Tiefkühlschrank, das gut zur „Feier des Tages“ passt.

Und dein Kind schaut zu oder macht sogar mit! Es erlebt dich in deiner guten Stimmung, in deiner Euphorie und Zufriedenheit.

Junge spielt ein Videospiel auf der Couch und isst nebenbei Fastfood.

Foto: © depositphotos

Das alles sei dir von Herzen gegönnt. Doch Achtung: Tappe nicht in die „Immer-noch-mehr-Falle“. Denn schnell werden die Pizza oder/und das Eis auf dem Sofa zur Gewohnheit:

Es gehört dann dazu, und es würde etwas fehlen, wenn du es dir mit Gemüsesticks und Quark mit einem Stückchen dunkler Schokolade auf dem Sofa gemütlich machen würdest.

Mach das Junkfood nicht zu etwas besonderem: Es ist einfach, was es ist:

  • Eis ist Eis, und KEINE Belohnung.
  • Schokolade ist Schokolade, und KEIN Trost.
  • Chips sind Chips, und kein MUST HAVE für einen guten Filmabend.

Denn dein Kind? Nimmt dich als Vorbild und eifert dir nach!

Rohkost mit Quark? – Laaaaangweilig! Nur Chips sind Mega.

Schon seid ihr gefangen im Junkfood-Teufelskreis – auf direktem Weg zum Übergewicht. Lies hier, wie ihr gar nicht erst in diesen Teufelskreis geratet.

Teenager-Junge liegt auf dem Sofa und schaut Fernsehen. Dabei isst er Chips und trinkt Cola.

Foto: © depositphotos

Ab und zu gehört es wohl dazu. Nur zur Gewohnheit sollte das nicht werden.

Sofern dein Kind schon im jugendlichen Alter ist, wirst du diese Situation kennen: Chips, Eistee, Pizza, Pommes gehören aktuell zu den Lieblingslebensmitteln von Teenagern. Das musst du wohl zu einem gewissen Teil akzeptieren und gleichzeitig für den gesunden Anteil der täglichen Ernährung sorgen.

Doch Zocken oder Fernsehen geht fast nur noch mit Chips und Softdrinks? Hier würde ich definitiv die Handbremse ziehen, denn das wird schnell gefährlich und kann ebenfalls schnell zum Junkfood-Teufelskreis führen, da das Belohnungszentrum gleich doppelt „angefüttert“ wird: Durch das Junkfood und durch den Medienkonsum.

Hand eines kleinen Mädchens schiebt ein Stück Schokolade in den Mund.

Foto: © depositphotos

Naschen gehört für die Meisten Kinder dazu. Doch wir Eltern sollten nichts „Besonderes“ draus machen.

Auch kleine Kinder lieben Naschis. Das ist auch okay und gehört nicht verboten, wenn man einige Grundsätze beachtet.

Lies auch: Fokus auf das echte Essen

Doch Naschis als Belohnung nach einer Aktion (zum Beispiel Hausaufgaben) oder als Trost oder sogar als Bestechung bergen die bereits genannten Risiken.

Als Bestechung? Ja. Es gibt Kinder, die bekommen von ihren Eltern Süßigkeiten für die Schule. Mit dem Tipp: „Nur, wer mit dir spielt, bekommt etwas ab.“ So wurde es mir erzählt. Das ist sicher gut gemeint, doch hilft es dem Kind absolut nicht.

Warum ist Junkfood als Belohnung gefährlich? 

Unser Essen ist eng mit unseren Emotionen verknüpft. Wenn wir glücklich sind, essen wir unvernünftig, um dieses Gefühl zu verstärken.

Wenn wir traurig sind, essen wir ebenfalls unvernünftig, um uns besser zu fühlen. Dies ist völlig normal und in gewissem Rahmen sogar gesund, denn bestimmte Lebensmittel machen glücklich. Das Glückshormon Serotonin spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Aber wenn das Essen zu sehr mit dem Gefühl der Belohnung verknüpft wird, kann es eine heftige Abwärtsspirale der Genusssucht in Gang setzten, aus der viele keinen Ausweg mehr finden.

Mehr Zucker, mehr Fett, mehr Salz, mehr Abwechslung – mehr Belohnung!

Das menschliche Gehirn ist ein komplexes Netzwerk von Neuronen, die über Schaltkreise miteinander verbunden sind. Diese Neuronen sind für alle unsere kognitiven Fähigkeiten verantwortlich, einschließlich unseres Geschmackssinns.

Zu unseren kognitiven Fähigkeiten zählen auch:

  • Erinnerungen
  • Lern- und Problemlösefähigkeit
  • Gedächtnisleistung
  • Aufmerksamkeit
  • Wahrnehmung
  • Vorstellungskraft
  • Kreativität
  • Orientierung
  • Wille

Der Geschmackssinn ist der Sinn, der am stärksten mit unserem Belohnungssystem verbunden ist. Wenn wir etwas essen, das gut schmeckt, gibt es eine starke emotionale Reaktion im Gehirn.

Und nun schauen wir auf die Nahrung, die wir heutzutage in den Supermarktregalen finden: Sie ist voll mit Zucker, Fett, Salz und Zusatzstoffen.

Sie alle reizen die Geschmacksnerven in unserem Gehirn und verleiten uns dazu, mehr zu essen, als wir eigentlich brauchen.

Junge spielt ein Videospiel auf der Couch und isst nebenbei Fastfood.

Foto: © depositphotos

Denn Zucker, Fett und Salz sind grundsätzlich überlebenswichtig und darum reagiert unser Körper so intensiv darauf.

Mein Fazit

Wir Eltern sollten daher aufmerksam sein, welche Aufmerksamkeit wir den Nahrungsmitteln geben, die vorrangig  aus Zucker, Fett und Salz bestehen.

Unterstützen wir das Marketing der Industrie oder halten wir dagegen?

Nutzen wir diese Sorte an Lebensmittel, um Kinder zu beruhigen, zu trösten oder zu belohnen, dann wirken diese Produkte noch „besonderer“ für die Kinder. Das kann langfristig ungünstige Gewohnheiten schaffen. Gib dem wertvollen Essen, also den natürlichen Lebensmitteln mehr Aufmerksamkeit, denn diese stecken wirklich voller Magie.

(1) Interview des Autors David Kessler von „Das Ende des Großen Fressens“ mit Raymond Miltberger